Kultur als Garant

Bitburg. Welchen Stellenwert haben Kunst und Kultur in einer Gesellschaft wie der unseren, einer Gesellschaft, die durch eine rasante Technisierung geprägt ist? Diese Frage wurde bei einer Podiumsdiskussion im Bitburger Haus Beda erörtert.

"Kultur war nie so wichtig wie heute!" Dieses Bekenntnis gab in Bitburg niemand geringeres als Jürgen Zöllner, unter anderem Minister für Kultur in Rheinland-Pfalz. Die Entwicklung der Technik, sagte der Minister, insbesondere im Informations- und im medizinischen Bereich wird in der Zukunft eine derart rasante, eigendynamische Entwicklung nehmen, dass nur die Kultur in der Lage sein wird, das Menschsein zu sichern und dem Fortgang ein menschliches Gesicht zu geben. Daneben vertrat Zöllner die Ansicht, dass Kulturpolitik anders sein muss als alle andere Politik. Während etwa auf wirtschaftlichem Gebiet oder in der Justiz die Politik Richtungen vorgeben muss, sollte bei der Kultur das Objekt selber der Politik die Richtung weisen. Sie sollte um die bereitgestellten Mittel in einen Wettbewerb treten, bei dem nicht vorgegebene Richtlinien, sondern die Qualität das entscheidende Kriterium ist. Wichtige Eckpunkte sah Zöllner in der Pflege und Weiterentwicklung des kulturellen Erbes und in der Schaffung eines Zugangs zur Kultur für alle gesellschaftlichen Schichten. Hier müsse, so sein Credo, ein besonderes Augenmerk auf die Kinder- und Jugendkultur gelegt werden. In der anschließenden Diskussion, bei der TV-Redakteur Dieter Lintz die Moderation übernommen hatte, ging es um die Frage, was Kulturschaffende, Wirtschaft und Politik zum Fortbestand der Kultur tun müssen und können. Josef Zierden vom Eifel Literatur Festival mahnte einen Dialog und eine Vernetzung der Kulturschaffenden, eine Zusammenarbeit, die nicht einen Verlust der Identität bedeutet, an. Eine Meinung, die auch Frank Feitler, Intendant des Grand Théâtre Luxembourg, unterstützte und der cauf die vielfältigen Kooperationen im Großherzogtum verwies. Kunst verarbeitet Gefühle

Justinus Maria Calleen, Kulturamts- und Museumsleiter in Wittlich, unterstrich seine Auffassung, insbesondere die Unterstützung der kulturellen Kinder- und Jugendarbeit sei keine Subvention, sondern eine Investition. Eine positive Bilanz konnte Kerstin Flötner von der Bitburger Brauereigruppe in Bezug auf die Kulturförderung ziehen. 250 Veranstaltungen seien allein 2005 unterstützt worden und die Werbehilfe für Veranstaltungen in Form von Straßenbannern habe sich in den vergangenen drei Jahren auf 6000 verdoppelt. Heftig reagierte Zöllner auf die Meinung des Künstlers Franzikus Wendel, Kunst sei nicht in der Lage, den Menschen bei der Bewältigung von Zukunftsproblemen zu helfen. Zu allen Zeiten, so Zöllner, habe die Kunst die Gefühle der Gesellschaft verarbeitet und ihr eine wichtige Stütze geboten. Wenn sie sich heute dazu nicht mehr in der Lage sähe, wäre das für ihn eine bittere Enttäuschung. Eine positive Bilanz des Abends zog das zahlreich erschienene Publikum, das sich mit eigenen Beiträgen an der Diskussion lebhaft beteiligt hatte und auch den musikalischen Rahmen durch das Benno-Rabe-Trio und den Schlagzeuger Frank Köllges mit viel Applaus bedachte.

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