Kultur in Würfelform, mitten im Dorf

Bisher war in Marnach/Luxemburg für die Deutschen wahrscheinlich vor allem die Tankstelle interessant. Doch seit November 2007 hat das 1000-Seelen-Örtchen etwas ganz Besonderes zu bieten: Wo früher die Schule stand, residiert heute das Cube 521 - ein neues Kulturzentrum.

Marnach/Luxemburg. Auf dem Schild an der Tür steht "Salle de spectacle". Wer sie öffnet, blickt auf moderne Einrichtung und Theatertechnik. Der hohe Raum ist holzgetäfelt, die großen Sitze leuchten hell-violett, ebenso der Vorhang, der die Bühne, die sich hydraulisch heben und senken lässt, verdeckt. Das architektonische Kleinod ist eine mutige Vision, gewachsen aus der Notwendigkeit, den Kulturraum Islek zu stärken, heißt es in einer Broschüre. "De klenge Maarnicher Festival" (Marnach liegt zwischen Dasbach, VG Arzfeld, und Clairveaux an der N10) legte den Grundstein des Cube 521. Nach zwanzig Jahren finden die anspruchsvollen Konzerte des Festivals dort eine neue Heimat. 521 - die Zahl steht zum einen für die Höhe über Normalnull, in der das kulturrelle Geschehen über die Bühne geht. Zum anderen bedeutet es auch "die Lebensqualität um 521 Prozent steigern, und das in der gesamten Großregion", sagt Odile Simon, Direktorin des Kulturhauses. Ehrgeizige Pläne einer ehrgeizigen Frau. Odile Simon war nicht nur selbst lange Jahre Theater-Schauspielerin, sondern auch künstlerische Disponentin am Schauspielhaus Zürich, künstlerische Leiterin der Jugendtheatersparte an der Württembergischen Landesbühne Esslingen. Zuletzt war sie zehn Jahre lang Geschäftsführerin am Grips-Theater in Berlin. Von klassischer Musik bis Kinderprogramm

Nun hat es die gebürtige Luxemburgerin wieder in ihre Heimat verschlagen. Reizvoll sei für sie das Angebot gewesen, mitten auf dem Land Kultur in jeglicher Form anzubieten. "Die Leute kommen aus Belgien, Deutschland und Luxemburg", beobachtet sie. Schon jetzt werde das Angebot gut angenommen. Kein Wunder, denn das Programm kann sich sehen lassen. Ob klassische Musik, Theater, Kabarett oder Kinderprogramm, die Auswahl ist vielfältig und hochkarätig. Die Luxemburger Philharmonie ist ebenso zu Gast wie das Kammerorchester des Nationaltheaters Prag, Frauen-Comedy mit den "Wilden Weibern" findet dort ebenso Platz, wie die Dreigroschenoper, gespielt vom Theater an der Ruhr Mühlheim. Dabei versucht Odile Simon verschiedenen Geschmäckern gerecht zu werden. Wichtig sind ihr auch Kinder und Jugendliche. Eigens für sie wurde im Cube ein Theater-Atelier eingerichtet. Als Vorteil erweist sich auch die Erfahrung der 51-jährigen Theaterfrau. Sie kennt die Ensembles, die sie bucht und hat über die Jahre viele Kontakte geknüpft.In dem 7,5 Millionen teuren, würfelförmigen Bau, bei dem Zedernholz und Glas dominieren, finden 250 Gäste Platz. Der Hauptsaal lässt sich flexibel vergrößern und verkleinern. Die Tribüne mit 142 Sitzplätzen kann komplett hinten im Raum versenkt werden, eine riesige Leinwand entrollt und der Raum mit ausziehbaren Holzwänden abgetrennt werden. So verwandetlt sich das Cube als Konferenz- und Tagungsraum. Wer nicht zum Cube kommt, zu dem kommt das "Cube auf Rädern". Altenheime und Schulen werden nach Bedarf mit Kultur beliefert. Ansonsten gilt die Philosophie: "Kultur und Komfort", Bequemlichkeit statt Flugzeug-Gefühl. "Bei uns kann sich der Gast bequem aufhalten und muss sich nicht quetschen", sagt die künstlerische Leiterin. Um die Kulturarbeit kümmert sie sich zusammen mit drei Angestellten. Außerdem gibt es einen Trägerverein, der das Zentrum verwaltet.

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