Kultureller Leuchtturm der Region

WITTLICH. Wer leuchten will, muss auch kulturell Qualität verkaufen, weiß man im Wittlicher Georg-Meistermann-Museum. Demnächst wird das Haus zehn Jahre alt.

"In Wittlich wird etwas von überregionaler Bedeutung geleistet, was mit hoher Strahl- und Werbekraft wirkt". Der Ort, an dem das besprochene Strahlen nach Ansicht von Bürgermeister Ralf Bußmer erzeugt wird, ist das Wittlicher Georg- Meistermann-Museum. Zehn Jahre hat sich das Museum für Moderne Kunst inzwischen als kultureller Leuchtturm der Region bewährt.Wittlicher waren nicht knauserig

Und so soll es auch bleiben, wenn man sich in der Stadt umhört und den Worten des Stadtchefs glauben darf. "Meine Idee war immer, dass die Nachlässe von Künstlern öffentlich gesammelt werden können", hatte Georg Meistermann bekräftigt, als er einen Teil seines Nachlasses seinerzeit der Stadt Wittlich vermachte. Nicht nur, dass er der Säubrennerstadt seit Jahrzehnten verbunden war, von der "Provinz" erhoffte er sich auch aufmerksamere Besucher als von den hektischen Zentren, "wo jeder nur eben mal reinguckt und weiterzieht". Die Wittlicher zeigten sich angesichts des Angebots nicht knauserig und bauten ihr Altes Rathaus am Markt, das ohnehin seit Jahren die Städtische Galerie beherbergte, zum zweigeschossigen Museum um. Fortan führte die Einrichtung den Namen ihres Hauskünstlers und Stifters. Zum hauseigenen Bestand, den Meistermanns Witwe Edeltrud nach des Künstlers Tod noch durch die Schenkung von einem Dutzend Ölgemälden ihres Mannes aufstockte, gehören neben Gemaltem und Graphiken zahlreiche Fenstermodelle und -entwürfe. Das Wertvollste Inventar bleiben indes die drei "Apokalyptischen Reiter", die der Glaskünstler Meistermann einst für den historischen Bau anfertigte. Knapp 4000 Besucher finden sich alljährlich im Museum am Markt ein. Angesehene Künstler wie Horst Antes, der Berliner Maler Marwan oder auch der junge Christoph Platz sind regelmäßig mit ihrem Werk im Museum zu Gast. Derzeit stellt die gebürtige Wittlicherin Senne Simon dort ihre Fantasiewelten vor. Nachhaltigkeit durch "qualifizierte und professionelle Arbeit wünscht sich Bußmer für sein Museum statt "oberflächlicher, effekthascherischer RTL-Dschungel-Medien-Strategien". Im Wittlicher Haus soll man sich schließlich nicht "zu Tode amüsieren". Im Gespräch müsse das Museum bleiben, findet der Bürgermeister , dabei brauche durchaus nicht alles immer glatt gemacht und harmonisiert zu werden. "Das Angebot darf und muss auch Widerspruch auslösen, Hauptsache man setzt Dialogprozesse in Gang". Um Dialog und kontroverse Auseinandersetzungen wird man in Zukunft ohnehin nicht herumkommen. Wie überall bei den freiwilligen kommunalen Leistungen wurde auch beim Meistermann-Museum gekürzt. Gerade mal 20 000 Euro beträgt der Etat noch, das reicht kaum für einen Katalog. An den üblichen drei Wechselausstellungen pro Jahr will Hausherr Bußmer gleichwohl auch künftig festhalten. Schließlich kräht nach einer Dauerausstellung bald kaum noch ein Hahn, wenn sie nicht regelmäßig mit neuen Bildern aufgemischt wird. Wie alle Museumsbetreiber hofft auch Bußmer auf Sponsoren und Mäzene. Von Fall zu Fall soll zudem die Stiftung der Stadt Wittlich um Hilfe angegangen werden. Im übrigen gilt für das Museum, was allerorts in Häusern dieser Art gilt: Der Spagat zwischen traditioneller Museumsarbeit und Marketing muss geschafft werden. Bei der Wittlicher Stadtverwaltung setzt man dazu auf neue Organisationsformen.Das Wichtigste: Man bleibt im Gespräch

Ab dem 1. April sind Kulturamt und Museum dem Fachbereich Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing eingegliedert. "Von der Einbettung der Kulturarbeit in die Marketing-Aktivitäten und der verstärkten Zusammenarbeit", erwartet Bußmer neue "Synergieeffekte". Welcher Art die sein werden, hängt künftig ohne Frage davon ab, ob das Museum sein eigenes qualitätvolles Profil wahren kann oder ob es lediglich zum Erfüllungsgehilfen für fachfremde Vermarktungsstrategien wird. Fest steht nun mal: Als Leuchtturm vermarkten lässt sich dauerhaft nur, was eigene Klasse hat und für unverwechselbare Qualität bürgt. Das gilt auch für den weichen Standortfaktor Museum, auf den Bußmer zu recht hinweist. Kulturmanager sind sich allerorts einig: Erfolgsmanagment für ein Museum heißt nicht quer Beet branchenfremde Veranstaltungen ins Haus zu holen. Stattdessen muss der Markenartikel Museum so attraktiv und phantasievoll angeboten werden, dass es jedermann dort hinzieht. Dann ergibt sich von selbst was Bußmer anstrebt: "Das Wichtigste ist, Wittlich bleibt im Gespräch".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Aus dem Ressort