Kunstgenuss und Andacht zugleich

Trier · Für den Dirigenten Karl-Heinz Steffens war das Konzert des Mosel Musikfestivals (MMF) im Trierer Dom eine Premiere in seiner Geburtsstadt. Am Ende war es auch ein überragender Erfolg. Für alle Beteiligten.

 Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz füllt den Trierer Dom mit satten Klängen. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz füllt den Trierer Dom mit satten Klängen. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Foto: Gerhard Kluth (gkl) ("TV-Upload Kluth"

Trier. Der ehemalige Trierer Generalmusikdirektor István Dénes hat einmal gesagt, die Sinfonien von Anton Bruckner sollten alle in einer Kirche aufgeführt werden, weil Bruckner als Kirchenmusiker immer mit der Akustik eines Kirchenraumes gedacht habe.
Wie recht er hatte, zeigte sich jetzt wieder einmal, als im Rahmen des Mosel Musikfestivals die vierte Sinfonie des Linzer Meisters aufgeführt wurde. Es war ein Konzert in Kooperation mit dem Kultursommer Rheinland-Pfalz und gehörte in die Serie "Kathedralklänge", in der alle Bruckner-Sinfonien in den Domen unseres Bundeslandes erklingen sollen.

Unter Steffens Leitung widmete sich die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz der Es-Dur Sinfonie, die vom Komponisten selbst den Beinamen "Die Romantische" erhalten hat. Es war ein gewaltiges und beeindruckendes Erlebnis, als die satten Klänge des äußerst präzise agierenden Orchesters im Trierer Gotteshaus den Raum eroberten. Auf einem kraftvollen Streicherklang konnten sich sowohl die Holz- als auch die Blechbläser zu voller Kraft entwickeln und die gut 600 Zuhörer in die Klangwelt Bruckners emportragen.
Aber wie so häufig, war es dann doch der langsame, zweite Satz, der vielleicht der schönste des WAB 104 war. Seiner Innigkeit, seiner Lyrik und seinen fein ziselierten Melodielinien konnte man sich nicht entziehen.Selten gehörte Kompositionen


Zuvor bereits hatte die Chorfamilie des Trierer Doms unter der Leitung von Domkapellmeister Thomas Kiefer das Publikum eingestimmt. Auch der Domchor, die Domsingknaben und der Mädchenchor sowie der Jugendchor der Trierer Mutterkirche standen den Profis des Orchesters in Sachen Qualität in nichts nach. Einen besonderen Dank muss man Kiefer dafür aussprechen, dass er vier Motetten zu gregorianischen Themen des französischen Meisters Maurice Duruflé ins Programm aufgenommen hatte.
In allen vier Kompositionen zeigten die Chöre, dass diesem Komponisten viel zu selten die Ehre erwiesen wird. Vielleicht liegt es ja an den hohen Ansprüchen, die Duruflé an die Ausführenden stellt und mit denen die Trierer Klangkörper bestens zurechtkamen.

Es folgten das Brucknersche "Christus factus est" sowie die sehr berührende Psalmvertonung "Hör mein Bitten" von Felix Mendelssohn Bartholdy, bei dem die Chöre Unterstützung durch Domorganist Josef Still erhielten. Krönung dieses Werkes war der darin eingearbeitete Solopart, den Kiefer der Sopranistin Jieun Kowoolok übertragen hatte. Mit ihrer glockenklaren Stimme erhob sie sich über den sicheren Chorklang und schickte den bittenden Inhalt des Psalms in den Himmel.
Der minutenlange, stehende Applaus eines erreichten Publikums am Ende des Konzertes belegte den Erfolg einer Veranstaltung, die Kunstgenuss und Andacht zugleich war. Das sollte es öfter geben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort