Kunstgeschichte(n)

Mama steht, den Kopf weit zurückgelehnt, in der Kirche St. Paulin in Trier und betrachtet das riesige Deckengemälde.

Schon ewig steht sie so da, findet Paul, der lieber Eis essen ginge. Paul stößt Max an: "Guck mal, gleich bricht ihr der Hals ab." Mamas Kopf schnellt herum. "Das ist ein ganz tolles Gemälde", sagt sie streng. "Ihr könntet ruhig mal genauer hinschauen." Paul und Max schauen schuldbewusst nach oben. "Wie haben die das Bild überhaupt da oben an die Decke gekriegt?", fragt Max. Eine gute Frage. Denn das war tatsächlich sehr schwer. Das Deckengemälde der Trierer Kirche St. Paulin (TV-Foto: Friedemann Vetter/Archiv) wurde vor etwa 300 Jahren gemalt. Die Zeit damals hieß Barock. Deckengemälde wurden aber schon viel früher angefertigt. Bereits die alten Römer verzierten so die Decken ihrer Paläste. Richtig beliebt wurden Deckengemälde dann wieder vor 500 Jahren, in der Renaissance und eben im Barock. Damals begann man auch gewölbte Decken zu bauen und zu bemalen, was noch schwieriger war. Für die Maler war das eine mühsame und gefährliche Arbeit. In den bis zu 20 Meter hohen Kirchen arbeiteten sie im Liegen hoch oben auf wackeligen Gerüsten. Die Arme mit dem Pinsel immer nach oben zu halten, war besonders anstrengend. Außerdem sahen die Maler schlecht beim flackernden Kerzenlicht. Oft stürzten sie auch vom Gerüst und verletzten sich. Von den späteren Bildern wurden zuerst Entwürfe gemacht, davon Schablonen gefertigt, die aufgelegt und ausgemalt wurden. Gemalt wurde meistens in einer Technik, die "Al Fresco" (ins Frische) heißt. Dabei wird die Farbe auf den nassen Putz aufgetragen. Es war wichtig, schnell zu arbeiten. War der Putz schon zu trocken, wenn die Farbe darauf kam, musste er wieder abgeschlagen werden. Oft war dann die Arbeit eines ganzen Tages umsonst. Bis ein Deckengemälde fertig war, dauerte es oft Jahre. Mit ihren Deckengemälden wollten die Maler den Kirchenraum nach oben öffnen. Die Gemälde schaffen so etwas wie ein großes Himmelstheater, in dem Geschichten aus der Bibel dargestellt werden. Das Gemälde in St. Paulin hat der Maler Christoph Thomas Scheffler gemalt. Der berühmteste Deckenmaler ist Michelangelo. Er hat im Petersdom in Rom in Italien vier Jahre lang die Decke einer Kapelle ausgemalt. Eva-Maria Reuther

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