Kurzweil beim Krimi-Preis

DAUN. Das Festival "Tatort Eifel" setzte am Samstag zum Abschluss-Höhepunkt an. Im Forum Daun vergab Ministerpräsident Kurt Beck den "Roland"-Filmpreis an Götz George. Namenspate des Preises ist Krimifilm-Altmeister Jürgen Roland. Außerdem erhielten drei Autoren den "Deutschen Kurzkrimi-Preis".

Manch erhebender Moment rauscht bekanntlich in Sekunden vorbei. So bog Ministerpräsident und "Tatort-Eifel"-Schirmherr Kurt Beck mit Film- und Fernsehstar Götz George, dessen Freunden, Kollegen und Betreuern, den Organisatoren vom Festival "Tatort Eifel" und einem Tross von Fotografen aus der Dauner Leopoldstraße rasch Richtung Forum Daun ein und verschwand dort im Foyer. Für "Tatort Eifel" hat sich Daun fein gemacht

Der obligate rote Teppich war schon zwei Stunden vorher ausgerollt worden, und überhaupt hatte sich Daun für den "Tatort Eifel" fein gemacht. Über den Hauptstraßen hingen Spruchbänder, am Straßenrand machten Plakate den Wahlkandidaten Konkurrenz, und in etlichen Geschäften hingen Poster im düster-attraktiven Schwarz-Weiß-Blutrot des Festivals. Eine Buchhandlung hatte die Eifelkrimis ganz vorne ins Fenster gelegt und eine Kaffeerösterei einen "Tatort-Eifel"-Kaffee kreiert, dessen Aufguss wahrscheinlich kräftig und rabenschwarz ausfällt. Auch die Polizei machte mit beim "Tatort Eifel". Statt aber den imaginären Täter zu jagen, stellte sie sich beim Gala-Abend in klingender Blechbläser-Formation auf die Bühne. Die Veranstalter hatten aller offiziösen Langeweile vorgebeugt. Moderatorin Andrea Ballschuh durfte nicht nur die Preisträger und Laudatoren einführen und ein paar Leerlauf-Minuten überbrücken, sondern auch hochklassige Einlagen ankündigen. Das "Vokal-Ensemble" präsentierte Stücke von Hazy Osterwald, Charles Aznavour und den "Höhnern" in originellen Arrangements und sang zu Beginn ein Eigengewächs, dessen Text den Krimi-Autoren der Region ein Denkmal setzt. Das "Springmaus"-Ensemble aus Bonn präsentierte improvisiertes Kabarett und lief dabei zu solch einer Brillanz auf, dass sich die Besucher, unter ihnen die Preisträger des "Junior Award", buchstäblich vor Lachen bogen. Mittendrin überreichten Landrat Heinz Onnertz und die beiden "Soko Leipzig"-Darsteller Melanie Marschke und Marco Girnth den mit 500, 1000 und 1500 Euro dotierten "Deutschen Kurzkrimi-Preis" an Birgit Hölscher (3. Preis), Bettina Stelzig-Theisen (2. Preis) und Martin Spiegelberg (1. Preis). Dann begann mit der "Roland"-Preisverleihung der wichtigste Akt im Gala-Drama. Namenspatron Jürgen Roland grüßte per Video die Gäste, dankte den Organisatoren Bettina Buchler und Heinz-Peter Hoffmann und gratulierte Preisträger Götz George: "Man kann nicht an Götz George vorbei. Danke." Jury-Vorsitzender Karl Prümm präsentierte eine Collage von Schimanski-Szenen, lieferte eine wortreiche Laudatio auf die Figur des Ruhrpott-Kommissars, die "das Genre revolutioniert" habe und lobte ausführlich deren "Körperhaftigkeit" und "radikale Emotionalität". Als man schon meinen konnte, jetzt würde der Filmwissenschaftler einen Drehbuchautor aufrufen, kam er von der Filmfigur doch noch zur Person Götz George und rühmte dessen "überragendes komödiantisches Talent". "Schön, aber doch zu lang", sagte der Geehrte, nahm den silberfarbenen Raben in Empfang, tauschte mit Überbringer Kurt Beck Bruderküsse aus, bat sich das Manuskript der Laudatio aus und winkte dann einen unauffälligen Mann auf die Bühne. Es war Regisseur Hajo Gies, der die Schimanski-Figur entwickelt hat. Der leise, einflussreiche Ideengeber hinter den Kulissen.Ein bunter Mix aus Fiktion und Realität

5000 Besucher waren zu den Veranstaltungen des "Tatort Eifel" gekommen. Geschickt hatte die Leitung Fiktion und Realität zu einem bunten, vielfältigen Mix verknüpft: ein kriminalistisches Fachprogramm und ein filmisches, dazu öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie eine "ZDF-Fernsehfilm-Premiere", die "Fernseh-Premiere Kinderkrimi" mit anschließenden Filmgesprächen und die Abschluss-Gala. Der "Tatort Eifel sollte auch einen Blick über den Bücherrand werfen", sagte Organisator Heinz-Peter Hoffmann. In dieser Form ist das Festival ein Unikum. Wünsche an die Politik? Hoffmann: "Das Budget von 140 000 Euro darf nicht kleiner werden."

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