Launige Lausbuben

TRIER. Mit dem Kinderballett "Max und Moritz" hat sich das Tanzensemble des Trierer Theaters jeden einzelnen Händeklatscher redlich verdient. Eine knappe Stunde zeigt es – in der Inszenierung von Alexander Galitskii – die imaginierte Welt von Wilhelm Busch.

Kaum haben sich die Türen des großen Hauses im Theater geöffnet, strömt eine hibbelige Masse auf die Ränge - ein Ameisenhaufen ist nichts dagegen. Eine besondere Anziehungskraft scheint der Orchestergraben zu haben: Reihenweise hängen die Kinder beinahe kopfüber über der Absperrung. Wären nicht Mama oder Papa als Aufpasser im Rücken, müsste man den einen oder anderen Absturz befürchten.Die Augen gespannt nach vorne gerichtet

Doch als die Saalbeleuchtung erlischt, sitzen alle wohlbehalten auf ihren Plätzen, die Augen gespannt noch vorne gerichtet. Zu den locker-flockigen Klängen der Musik von Gisbert Näther springen zwei bunt gewandete Gestalten auf die Bühne. Die blonde Geltolle des einen und das schwarze Haupthaar der anderen machen sofort klar: Das sind sie - Max und Moritz (René Klötzer und David Scherzer). Wie wandelbar das Ballettensemble ist. Vor Wochen gab es in "Kozmic Blues" noch die orientierungslose Jugendgeneration der 70er-Jahre, nun personifiziert es die Unbeschwertheit par excellence. Übermütig tollen nicht nur die beiden Lausbuben über die Bühne, auch die alten Bekannten aus der Buchvorlage von Wilhelm Busch wie die Witwe Bolte (Corinna Siewert), der Lehrer Lämpel (Denis Burda) oder Onkel Fritz (Reveriano Camil) zeigen ihr Bewegungs- und Schauspieltalent. Besonders honoriert wird Denis Burdas stimmlicher Einsatz als herrlich prätentiöser Hahn - Szenenapplaus für sein "Kikerikie". Liebevoll inszeniertes Spektakel

Stimmlich auf der Höhe muss er völlig verdutzt feststellen, dass er im Gegensatz zu seinen weiblichen Kolleginnen kein Ei zu legen vermag, was wieder herzerfrischende Lacher auf den Rängen hervorruft. Nach einer knappen Stunde ist das liebevoll inszenierte Spektakel rund um die sieben Streiche zu Ende. Tote Hühner sind vergessen, auch die in den Backofen verfrachteten Bengel, der baden gegangene Meister Boeck oder der explodierte Lehrer Lämpel - Bilder, die zeigen, dass Wilhelm Busch nicht unbedingt ein Menschenfreund war. Aber die Inszenierung ist frei von bedenklichen Szenen. Das ebenso kindgerechte Ende der beiden Burschen als in der Mühle zermahlene Überreste, wird mit der finalen Moral aufgefangen. Erzählerin Verena Rhyn erklärt pädagogisch wertvoll: "Und das Fazit dieses Schluss', dass man jedem eine Chance geben muss."

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