Lebensnahe Dialoge, akribische Recherche Vamps, alte Männer und coole Cops

Das Krimifestival "Tatort Eifel" im Landkreis Vulkaneifel hat auch bei der vierten Auflage, die am Sonntag endete, den guten Ruf als Branchentreff und Anziehungspunkt für Krimifans unter Beweis gestellt. Eine publikumsträchtige Fernsehfilm-Premiere bei "Tatort Eifel": die Verfilmung von Frank Schätzings 1996 erschienenem zweiten Krimi "Mordshunger".

 Der „Roland“ für Drehbuchautor Rolf Basedow (Zweiter von links). Er wurde in Daun vom Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Innenministerium, Roger Lewentz (Zweiter von rechts), und Jurymitglied Karl Prümm ausgezeichnet, rechts Gala-Moderatorin Andrea Ballschuh. TV-Foto: Helmut Gassen

Der „Roland“ für Drehbuchautor Rolf Basedow (Zweiter von links). Er wurde in Daun vom Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Innenministerium, Roger Lewentz (Zweiter von rechts), und Jurymitglied Karl Prümm ausgezeichnet, rechts Gala-Moderatorin Andrea Ballschuh. TV-Foto: Helmut Gassen

Daun. Zufriedene Mienen bei den Organisatoren von "Tatort Eifel": Auch die vierte Auflage des Krimifestivals war ein Erfolg, vor allem gab es einen deutlichen Besucherzuwachs gegenüber 2005. 5500 Zuschauer besuchten die 40 Veranstaltungen in mehreren Orten im Landkreis Vulkaneifel. Das Festival ist eine gemeinsame Veranstaltung des Landes Rheinland-Pfalz und des Landkreises Vulkaneifel und findet alle zwei Jahre statt.Begeisternder Auftritt einer Musikerlegende

 Premiere in der Eifel: Der Krimi „Mordshunger“ von Bestseller-Autor Frank Schätzing. TV-Foto: Helmut Gassen

Premiere in der Eifel: Der Krimi „Mordshunger“ von Bestseller-Autor Frank Schätzing. TV-Foto: Helmut Gassen

Höhepunkt des Festivals ist immer die festliche Gala, in der vor zwei Jahren "Schimanski" Götz George der unumstrittene Star war. Ein Star der Gala 2007 war einer, der auch die Film- und Fernsehlandschaft mitgeprägt hat, allerdings nicht als Schauspieler, sondern als Komponist: Musiker Klaus Doldinger. Mit seinem begeisternden Auftritt am Samstag in Daun kam zusammen, was einfach zusammengehört: Der Komponist der Melodie der ARD-Krimireihe "Tatort" spielte beim Krimifestival "Tatort Eifel". 70 Jahre ist Doldinger alt, hat vier Enkel, ist aber auf der Bühne noch fit wie ein Junger, mit einem riesigen Repertoire aus unterschiedlichen Musikrichtungen. Doldinger bewies - zusammen mit seiner Band Passport - , warum er schon längst Legende ist, nicht nur wegen seiner Filmmelodien wie für "Das Boot", sondern auch als als international anerkannter Jazzmusiker. Selbst Hollywood hat ihn entdeckt: So ist ein mehrere Jahrzehnte altes Stück, "das ich schon fast vergessen hatte", auf dem Soundtrack des Kinofilms "Oceans 13" mit George Clooney. Ein anderer Star der Gala war einer, der das Schicksal der meisten seiner Kollegen teilt: Was er geschaffen hat, wird nach der Umsetzung mit Schauspielern und Regisseuren in Verbindung gebracht, selten aber mit dem, der die Idee hatte. Der Drehbuchautor Rolf Basedow wurde für seine Verdienste um das das Krimigenre mit dem Ehrenpreis "Roland" ausgezeichnet. Basedow lieferte die Ideen und verfasste die Vorlagen für Fernsehspiele wie "Sperling und der brennende Arm" (mit Dieter Pfaff in der Hauptrolle), "Eine Stadt wird erpresst" und Kinofilmen wie "Hotte im Paradies" und "Bin ich schön?". Stellvertretend für die Roland-Jury würdigte der Filmwissenschaftler Professor Karl Prümm die besondere Authentizität der Drehbücher Basedows, die sich durch lebensnahe Dialoge und akribische Recherche auszeichneten. Im Rahmen der Gala wurde auch der Gewinner des Deutschen Kurzkrimi-Preises ausgezeichnet. Der erste Preis ging an den Marburger Autor Daniel Twardowski für "Nachtzug", eine laut Wettbewerbsjury "raffiniert komponierte Geschichte einer modernen Bonnie-und-Clyde-Story". Daun. (ako) Buchautor, Regisseur und Produktionsfirma begleiteten die Erstaufführung, im Frühjahr 2008 geht der Film bei RTL auf Sendung.Die Zutaten sind obligatorisch für solide deutsche Fernsehkrimikost und bestehen aus sexgierigen Vamps, geldgierigen alten Männern und coolen Cops mit erotischen Neigungen zu eben jenen weiblichen Verdächtigen. Nicht zu vergessen dramaturgisch geschickt agierende Raub- und Stubenkatzen. Angereichert wird das Bildermenü bei "Mordshunger" durch eine weitere sinnliche Vorliebe des Ermittlers: Er verbringt seine Freizeit nicht nur damit, wehmütig die Trümmer seiner letzten Beziehung aus Umzugskisten zu sortieren, sondern er kocht professionell und leidenschaftlich. Der Zuschauer bekommt tatsächlich mordsmäßigen Appetit. Eine kurze Gesprächsrunde nach dem Schlussapplaus schilderte die Entstehungsgeschichte des Fernseh-Events. Der Entschluss, den Roman für RTL umzusetzen, kam nach dem Erfolg des Schätzing-Bestsellers "Der Schwarm", dessen Filmrechte jedoch nicht mehr zur Verfügung standen, wie Michael Souvignier von der Produktionsfirma "Zeitsprung" erläuterte. Die Idee zum Roman wiederum wurde aus Schätzings persönlicher Liebe zur Kunst des Kochens geboren: "Eigentlich wollte ich Rezepte schreiben, der Krimiplot ist drum herum entstanden." Nicht nur die raffinierte Zubereitung eines gefüllten sardischen Schwarzfederhuhns steuerte der Autor bei, sondern als Musiker, der er auch ist, zeichnet er verantwortlich für Teile des Soundtracks. Die wesentliche Herausforderung bestand darin, wie Autor und Regisseur Robert Pejo betonten, das die vielen Verdächtigen im Original auf zwei bis drei reduziert werden mussten. "Ich war anfangs etwas skeptisch und musste mich von meinen Zeilen verabschieden", sagte Schätzing zum Schaffensprozess, "doch der Film ist richtig gut gemacht."

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