Leichtes Lebensgefühl mit Inhalt

Trier · Trier Lieder von Edith Piaf, Charles Aznavour, Nena, Karat, Dietrich Bonhöffer und Selbstgeschriebenes brachten Marcel Adam und seine Musiker, Christian Di Fantauzzi am Akkordeon und Christian Conrad an der Gitarre, auf die Bühne des kleinen Saals der Tufa Trier. 120 Besucher waren gekommen, um den Musiker zu hören, der bisher selten in Trier aufgetreten ist.

Den Anfang machte das Trio mit einen Song, der davon handelt, dass jeder jemanden hat, den er nicht vergessen kann. Sie spielen ihn leicht und fröhlich, das Akkordeon mit langsamen Läufen, die Gitarre sanft im Hintergrund, so dass man sich fühlt wie im Frühling in einer französischen Kleinstadt. Dann erzählt Marcel Adam ein wenig über sich, seine Kindheit in Lothringen und, dass dort nur "Platt geschwätzt" wurde. Seiner Oma Anna, bei der er einige Zeit gelebt hat und bei der sich vieles in der Waschküche abgespielte, hat er das Lied "Op de Bank" gewidmet, weil man sich dort zum "Knoddeln und Babbeln" (etwas Kleines arbeiten und sich unterhalten) getroffen hat. In dem Lied geht es um das Gefühl der Kindheit, die Mirabellenbäume, den Bohnenkaffee, das pünktliche Mittagessen und den Rosenkranz, den sie betet, als der Junge gehen muss. Dem roten Akkordeon seines Kollegen Christian Di Fantauzzi hat Adam ebenfalls ein sehr poetisches Stück geschrieben. In seiner Vorstellung kann das Instrument weinen, zerbersten, und was bleibt, sind rote Mohnblumen. Musikalisch setzt das Christian Di Fantauzzi gekonnt und emotional um. Christian Conrad an der Gitarre hält sich mehr im Hintergrund, spielt aber intensiv und auf hohem Niveau. Marcel Adam lächelt viel beim Singen, schaut seinem Publikum in die Augen, kurz darauf ist er wieder in sein Gitarrenspiel vertieft. Dabei zupfen seine Finger leicht und verspielt an den Saiten, und es klingt selbstverständlich und vertraut. Manchem Lied verleiht er mit langen Tönen und einem Vibrato eine sanfte Klangfarbe. Die Stücke, die nicht aus seiner Feder stammen, etwa Nenas "Wunder geschehen", spielt er nicht einfach nach, sondern interpretiert sie, indem er ein wenig den Text verändert, es in einer tieferen Tonlage und etwas langsamer singt.
Dass er auch im Comedybereich viele Jahre erfolgreich war, zeigt er, als er sich dem Schlager komödiantisch widmet. Den Fernsehgarten hat er sich dafür genau angesehen. Dabei ist ihm aufgefallen, dass sie sehr viele Sänger dort Choreographien für ihre Lieder einstudiert haben. Das versucht er auch, kräftig überzeichnet. Er schwingt singend die Hüfte, zieht die Knie hoch, macht Armbewegungen, wie sie sonst nur an Karneval bei den Männerballetten typisch sind. Doch es wird auch ernst, unter anderem beim Stück "Obdachlos", das rhythmisch im Refrain mit vielen Stakkatos gekennzeichnet ist, und so sehr eindringlich wird. Zum Abschluss des Abends, spielt er wie immer "Von guten Mächten wunderbar geborgen".

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