Leise Zeichen in einer lauten Zeit

Trier · Mit seinem Programm "Zeit-Zeichen" setzte der Pantomime Jomi in der Tufa Trier einer hektischen Welt Humor und Nachdenklichkeit entgegen.

 Fasziniert mit seiner stillen Kunst: Pantomime Jomi (Joseph Michael Kreuzer). TV-Foto: Michael Thielen

Fasziniert mit seiner stillen Kunst: Pantomime Jomi (Joseph Michael Kreuzer). TV-Foto: Michael Thielen

Foto: (g_kultur

Trier Die Bühne, die Jomi, der weltgereiste Pantomime aus dem Saarland, betritt, ist sparsam beleuchtet und nahezu leer. Ein großer, offener Koffer steht in einer Ecke, gefüllt mit den verschiedensten Masken. Leise Instrumentalmusik untermalt, wie Jomi die Masken ansieht. Berührend, wie sich die Emotionen, die sie transportieren sollen, in seinem Gesicht widerspiegeln. Dann blickt er nachdenklich auf ein Foto von Marcel Marceau, seinem großen Vorbild und Lehrer.
Dessen pantomimische Bilder vom "Schrei der Stille" wurden von Jomi zur "Poesie der Stille" weiterentwickelt. "In der Stille Schweigen brechen, über das Auge des Schauenden das Herz treffen" ist Jomis Motto, was er vor rund 80 Zuschauern im großen Saal der Tufa einem gebannten Publikum näherbringen will. Und so nimmt er sein Publikum mit auf eine fantasievolle Reise voller Überraschungen, mit amüsanten, verblüffenden und verwirrenden Momenten, lässt Stimmungen und Atmosphäre entstehen und erschafft imaginäre Szenen in der Fantasie seiner Zuschauer.
Beim biblischen Thema der Erschaffung der Erde entfaltet er das Wunder der Schöpfung. So bereitet er sich als Vogel aufs Fliegen vor, lässt mit einer Hand einen Baum wachsen oder macht die Verzweiflung des Menschen wegen der Vertreibung aus dem Paradies sichtbar. Aber große Gefühle, Trauer, Verzweiflung und ernste Themen stellen nur einen Teil der menschlichen Existenz dar. In der Szene "Junger Vater" füttert, wickelt, tätschelt Jomi als stressgeplagter Vater ein Wickelkind, wechselt die Windeln und versucht, das schreiende Baby zu beruhigen. Das Publikum kennt solche Szenen nur allzu gut, es wird viel gelacht und wissend geschmunzelt.
Zwar kommt Jomi der landläufigen Vorstellung entgegen, dass Pantomime die Zuschauer zum Lachen bringen soll. Auf seine leise, nachdenkliche Art thematisiert er jedoch auch Ernstes, Unabänderliches und Tragisches, karikiert menschliche Schwächen und übt Gesellschaftskritik. In "Die Marionette" muss er immer fröhlich sein, er wird an Fäden gezogen, ist an eine höhere Macht gefesselt. Er versucht verzweifelt einen Aufstand gegen diese Fremdbestimmung und durchschneidet langsam die Schnüre, die ihn gefangen halten. Mit dem Durchtrennen der letzten Schnur verliert er jedoch sein Herz und somit auch das Leben. Es war ein vergeblicher Kampf um Selbstbestimmung. Das Publikum leidet mit. Höhepunkt des Abends ist aber sicherlich "Die Konzertprobe". Jomi ist hier ein Dirigent ohne Orchester, das er sich im Publikum, zum Teil mit gespielten Drohungen, zusammensuchen muss.
Eine Geigerin, Flötistin, Klavierspielerin, Sängerin und ein Kontrabassist versammeln sich auf der Bühne und proben für einen Auftritt, ein köstlicher Spaß für Zuschauer und Akteure. Überaus unterhaltsame Krönung ist das gemeinsame lautlose, pantomimische Konzert. Das Publikum ist von dem außergewöhnlichen Abend hellauf begeistert.

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