Lichtzeichen im Heizkraftwerk

Trier · Einer der ungewöhnlichsten Räume der Region wird neu inszeniert. Das international renommierte Künstlerduo Hartung und Trenz taucht den Keller des ehemaligen Militärkrankenhauses auf dem Trierer Petrisberg in rätselhaftes Licht.

Lichtzeichen im Heizkraftwerk
Foto: (g_kultur

Trier. Auf Blitzlicht folgt die Wucht des Raumes: Der Künstler Mischa Kubal ließ im Frühjahr bei der ersten Lichtinstallation in den Katakomben der ehemaligen Klinik auf dem Trierer Petrisberg die Dimensionen der Halle nur als kurzes Abbild auf der Netzhaut des Betrachters zu. Ab heute erleben die Besucher im Generator eindrucksvoll die mächtige Dimension der beiden offenen Untergeschosse, in denen einst die Kohleöfen glühten, um das Gebäude mit Wärme und Energie zu versorgen. Detlef Hartung und Georg Trenz, zwei international bekannte Lichtkünstler, haben die Herausforderung angenommen und dort ein einmaliges Raumerlebnis geschaffen.

Lorem ipsum - die Buchstabenfolgen, die von 24 ausrangierten Diaprojektoren der Universität an die Pfeiler, Wände und Böden geworfen werden, sind dabei weit mehr als zu sinnlosen Worten kombinierte Lichtzeichen.
"Das Überschreiben der Architektur mit Blindtext steht auch als Platzhalter für alle Ideen, die an der Universität gedacht werden", sagt die Kunsthistorikerin Ulrike Gehring, die gemeinsam mit ihrem Kollegen Stephan Brakensiek dieses praxisnahe Kunstprojekt leitet. Wie bei der Premiere im Frühjahr haben Studierende bei der Konzeption der Ausstellung mitgewirkt, allen voran Andrea Diederichs als Kuratorin. "Eine so praxisorientierte Ausrichtung ist auch im Fach Kunstgeschichte sinnvoll", ist Ulrike Gehring überzeugt.

Das Ergebnis: weit mehr als international renommierte Lichtmalerei. Bereits im Vorraum, dem ehemaligen Kohlekeller, lassen sich Stunden verbringen. Entweder mit den Videostelen, an denen die Geschichte der Klinik vermittelt wird. Vor allem aber mit den drei weiteren Kunstwerken, von denen zwei in Zusammenarbeit mit der Hochschule entstanden sind: So zeigt Diana Thomas kritisch und humorvoll, wie Designer mit "Blindtext" umgehen. Die interaktive Videoinstallation "Silhouette Interference" von JeongHo Park lässt die Betrachter zum Teil des sich ständig verändernden Projektionskunstwerks werden.

Der Mensch steht dabei ebenso im Mittelpunkt wie bei der Tuschezeichnung des aus dem Hochwald stammenden Künstlers Klaus Maßem. Mit 61 Metern Länge benötigt das Werk große Räume wie diesen, um komplett gezeigt zu werden. "Alle Möglichkeiten der Tuschezeichung sind hier ausgeschöpft worden", sagt Andrea Diederichs. "In 26 Kapiteln wird der Mensch in allen Facetten gezeigt."
Aber nicht nur Künstler und Kuratoren sind von den Möglichkeiten dieses ungewöhnlichen Ausstellungsraums überzeugt. Auch Universitätspräsident Michael Jäckel ist begeistert: "Wir arbeiten daran, dass der Generator eine dauerhafte Einrichtung wird." Was fehlt, ist vor allem Geld. "Eine dauerhafte Förderstruktur muss noch gefunden werden."

Der Kunstraum Generator, Behringstraße 21, kann im Rahmen von öffentlichen Führungen besucht werden. Termine: jeden Donnerstag, 18.30 bis 19.30 Uhr, und ab 5. November samstags, 14 bis 15 Uhr. Individuelle Termine nach Vereinbarung auf Anfrage: generator@uni-trier.de oder Telefon 0651/201-2126

Extra

Der neue Kunstraum der Universität Trier befindet sich in den Untergeschossen des ehemaligen französischen Hospitals auf dem Petrisberg. In Anlehnung an die ehemalige Energiezentrale wird der mehrgeschossige Ausstellungsbereich Generator genannt. Er soll in Zukunft für wechselnde Ausstellungen genutzt werden. Dabei sollen jeweils Werke von international bekannten Künstlern und jungen Nachwuchskünstlern kombiniert werden. r.n.

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