Lieblings-Kleider erzählen viel von ihrem Träger

SAARBURG. Wenig Raum für hintergründige Gedanken: Petra Förster stellt in der Städtischen Galerie für Zeitgenössische Kunst in Saarburg aus.

Dass Künstler Ausstellungen selbst gestalten, ist heute üblich, bei Rauminstallationen sogar unumgänglich. Der Schauraum von Künstlerhand hat den Vorteil des Authentischen. Er hat aber auch Nachteile. Künstler haben - wie Menschen an sich - nicht immer die nötige Distanz zu ihrem Werk. Und die Möglichkeit auszustellen, ist in diesen Zeiten ohnehin allzu verlockend. Kleider und Büsten ohne Zusammenhang

Es muss daher nicht wundern, dass manche Künstler inzwischen den Eindruck erwecken, als ob sie ständig mit ihrem Werksortiment herumreisten, um es nach Belieben neu in Ausstellungen zu formieren. Auch die Keramiken, die Petra Förster derzeit in der Städtischen Galerie für zeitgenössische Kunst in Saarburg unter dem Titel "Heimat" formiert hat, nähren solchen Verdacht. Die Kleidungsstücke und Büsten stammen allesamt aus anderen Bildzusammenhängen. In Saarburg wirken sie zusammenhanglos. Was zur Folge hat: Im Dekorativen erschöpft sich, was künstlerisches Ereignis hätte werden sollen. Die Bild-Ideen der Braunschweiger Künstlerin (Jahrgang 1964) sind gängig. Eins zu eins wird übertragen: Kleider machen Leute oder Lieblingsklamotten sind Stellvertreter ihrer Träger. Über die Träger selbst muss sich der Kunstfreund nicht viel Gedanken machen. Die zugehörigen Namen stehen auf den Metalltafeln, auf denen die "Kleidungsstücke" nebeneinander auf dem Boden liegen. Was dem Betrachter bleibt, ist der realistische Eindruck ein paar farbig gefasster und vor allem handwerklich perfekter Keramikarbeiten. Ihre Schöpferin lehrte immerhin vier Jahre lang in der Keramikwerkstatt der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig. Ansonsten ist sinnbildlich wenig zu erfahren. Auch nicht von den beiden Büsten, die seitlich vorm Haus stehen. Geschaffen waren die beiden Arbeiten, die Petra Förster und ihren Sohn darstellen, für den Kreuzgang des Klosters Michaelstein im Harz. Da passten sie hin. Als Meditierende und Sänger blicken die beiden dagegen jetzt eher zufällig in Saarburg gen Himmel und ins Weite. Latexhäute für des Menschen Häutungen

Überhaupt: Petra Förster hat es, nicht nur weil sie Realistin ist, mit den leichten schnell fassbaren Bild-Ideen. Zum x-ten Mal bedeuten ihre Latex-Häute im Seitenraum der Galerie die vielfachen seelischen und biologischen Häutungen des Menschen im Laufe eines Lebens. Und selbst ihre Wachspuppen, die im Wasser des Saarburger Mühlteichs stellvertretend für den Fluss des Lebens treiben, kommen inhaltlich und formal so schlicht daher, dass dem Betrachter mit einem Schlag bewusst wird, welch hintergründiges Spektakel das grandiose Naturschauspiel des Saarburger Wasserfalls vor der Galerie ist. Es wäre schön, wenn die Künstlerin ihrem Publikum etwas mehr Gedankentiefe und Vorstellungsvermögen zutraute. Bis 21. September, dienstags bis samstags 10.30 bis 12.30 Uhr und 14 -17 Uhr, sonn- und feiertags 10 bis 17 Uhr.

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