Lieder einer Reise

Wenn Triers kulturelles Aushängeschild Franz Grundheber am Sonntag beim Konzertchor in St. Maximin gastiert, dann bringt er nicht nur hymnische Kritiken aus seinen letzten Produktionen mit, sondern auch eine neue CD mit "Liedern einer Reise".

Trier. (DiL) Im Grunde ist es das gleiche Bild wie jedes Jahr: Der inzwischen 71-jährige Sänger eilt von Triumph zu Triumph. In Hamburg wurde sein definitiv letzter "Rigoletto" frenetisch bejubelt, in Dresden räumte er als Jago ("Sein warmer, flexibler Bariton klingt jung wie eh und je") und Macbeth ("Der Ausnahmesänger und -darsteller bietet eine Interpretation, die ihresgleichen sucht") ab, in Karlsruhe gab es Ovationen für seinen Färber ("Ein bewegendes Rollenporträt, das einen gleichfalls mitleiden wie mitjubeln ließ"). Im Sommer gastierte er als Zauberflöten-"Sprecher" bei den Salzburger Festspielen ("Wahre Luxusbesetzung") und stellte dort gemeinsam mit dem Fotografen Armin Lücke und Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stabler seinen Bildband von der Trierer "Wozzeck"-Produktion vor.

Spannendste Grundheber-Novität ist aber die vor wenigen Wochen erschienene CD "Lieder eine Reise" (Spektral-Verlag Regensburg). Bei seiner ersten (!) Solo-CD-Produktion geht der Bariton - wer hätte es von ihm auch anders erwartet - keineswegs den bequemen Weg, die ‚zigste Einspielung einer populären "Winterreise" oder "Dichterliebe" abzuliefern. Es ist eine Art Konzept-Album, das Lieder verschiedener Epochen und Komponisten durchdacht vereinigt, die alle mit Aufbruch und Bewegung zu tun haben - aber auch mit der letzten Reise, die jeder Mensch antritt. Die Aufnahmen entstanden bereits 2003 und waren zunächst gar nicht zur Veröffentlichung vorgesehen.

Im Mittelpunkt stehen "Sechs Monologe aus Jedermann", die der Schweizer Komponist Frank Martin 1943 schrieb und die über lange Jahre nur noch in einer orchestrierten Fassung bekannt waren. Hofmannsthals Texte beschreiben die letzte Lebensreise Jedermanns, der Rückschau hält und im Angesicht des Todes zur Religiösität findet.

Fein ausgearbeitete Tonsprache



Grundheber kontrastriert Martins moderne, aber trotz des Einflusses Schönbergs tonal geprägte Musiksprache mit der Romantik von Mendelssohn-Bartholdy, Schubert und Schumann, mit Hugo Wolf und den "Faust"-Liedern von Richard Wagner. Und immer wieder scheint das reale oder symbolische Thema "Reise" am Horizont auf.

Wie bei seinen Opern-Partien findet Franz Grundheber für jeden Komponisten, ja für jedes Lied eine adäquate Stimmung, eine fein ausgearbeitete Tonsprache. Auch als Lieder-Interpret eine Sängerpersönlichkeit von außergewöhnlichem Rang, lässt er, souverän begleitet von Matthias Veit, sorgfältig beschriebene Gefühls-Miniaturen entstehen.

Dankenswerterweise nutzt der Konzertchor Trier Grundhebers Präsenz beim Brahms-Requiem am Sonntag, 2. November, um 18 Uhr in St. Maximin, um auch die "Jedermann-Monologe" zu Gehör zu bringen.

Karten in den TV-Service-Centern Trier, Bitburg, Wittlich

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