Liegen lernen

(U. M.) Helmut ist 32, gefühlsgehemmt, bindungsunfähig, und ihm ist klar: Die Dinge müssen anders werden. Vor der Zukunft aber steht der Blick in die Vergangenheit, als Helmut vor dem Abitur stand und sich unsterblich in Britta verknallte, die ihn aber schnöde sitzen ließ. Helmut wurde Student in Berlin, stürzte sich recht halbherzig in eine Beziehung mit Gisela und eine Affäre mit deren Mitbewohnerin Barbara und der Sportreporterin Gloria. Aber eigentlich waren seine Gedanken immer bei Britta; auch jetzt noch, wo er mit Tina zusammen ist. Und noch eine Studie eines Helden, der seine Persönlichkeitsdefizite mit den Traumata der Vergangenheit entschuldigt und den Zuschauer zum Komplizen macht. Man muss nicht den zu Grunde liegenden Roman von Frank Goosen gelesen haben, das unvermeidliche Déjà vu liegt im Genre selbst begründet. Die Seelenstrips mit Hang zum macho-romantischen Wundenlecken sind sich eben recht ähnlich, auch auf der Leinwand. Und so vollzieht sich "Liegen lernen" als ein typisch deutscher Zwitter aus Heiterkeit und Ernst, literarisch eloquent, visuell dagegen eher einsilbig. Die Akteure mühen sich redlich, aber Hauptdarsteller Fabian Busch ist als Teen zu alt, als Erwachsener blass. Die Frauen setzen stärkere Akzente, vor allem Susanne Bormann als egomanes Zeitgeist-Chamäleon Britta. (Broadway, Trier)

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