Luxemburg holt die Klassik-Sterne vom Himmel

LUXEMBOURG. Das Programm für die zweite Spielzeit der Luxemburger Philharmonie knüpft nahtlos an die Premieren-Saison an. Die Mischung aus Weltstars, Innovationen, Spielräumen für die regionale Szene sowie Angeboten für Kinder und Jugendliche wirkt sogar noch verfeinert.

"Bei wem da noch Wünsche offen bleiben, der muss halt anderswo hingehen". Philharmonie-Generaldirektor Matthias Naske spricht ein großes Wort gelassen aus. Er kann es sich leisten, hat er bei der Pressekonferenz im imposanten Kammermusiksaal doch gerade dreißig Minuten lang einen Höhepunkt an den anderen gereiht. Wer befürchtet hatte, der Luxemburger Philharmonie werde nach ihrem atemberaubenden Start die Luft ausgehen, sieht sich angenehm enttäuscht. Nach 200 Veranstaltungen in acht Monaten mit mehr als 130 000 Besuchern will Naske offenkundig durchstarten. Wobei auffällt, dass die Angebote zumindest zahlenmäßig nicht ausgebaut werden. Es scheint, als wolle man auf dem kleinen Luxemburger Markt auch andere Anbieter leben lassen. In einem Bereich, so berichtet der Hausherr nicht ohne Stolz, hat man trotzdem mächtig zugelegt: Die Zahl der Veranstaltungen für Kinder steigt von 40 auf 60. Neben drei erfolgreichen Programme für die Altersgruppen von drei bis zwölf Jahren tritt sogar eine Konzertreihe für Zweijährige. "Wir sind so ziemlich die ersten in Europa, die das versuchen", beschreibt Naske die Pionierrolle. Die großen Schlagzeilen werden freilich andere machen. Zum Beispiel das Quartett der Taktstock-Giganten. Den Anfang macht der "in Luxemburg verliebte" (Naske) Riccardo Muti am 16. September, es folgen Daniel Barenboim mit der Staatskapelle Berlin (28. Januar), Kurt Masur mit den London Philharmonics (30. Januar) und Lorin Maazel mit den New Yorker Philharmonikern (17. Mai 2007). San Francisco Symphony Orchestra exklusiv

Dazwischen gastieren so illustre Orchester wie die San Francisco Symphony mit Mahlers Achter (13. September, eines von nur zwei Gastspielen in Europa) oder die Symphoniker des Bayerischen Rundfunks mit Strauss' "Zarathustra" (16. Juni 2007). John Adams, unter den lebenden Komponisten einer der bekanntesten, dirigiert am 4. Februar eigene Werke, begleitet von Star-Geigerin Leila Josefowicz. Mit Radu Lupu (7. Oktober) und Helène Grimaud (3. März) konzertieren zwei Sterne am Pianisten-Himmel. Grimaud kommt noch einmal für einen Solo-Abend (23. März), ebenso wie ihr Kollege Grigory Sokolow (16. November). Auch mit großen Stimmen geizt Luxemburg nicht. Mezzo-Sopranistin Magdalena Kozena musiziert Mozart mit dem Orchester "Il giardino armonico" (18. Dezember), zu Liederabenden kommen Veronique Gens (23. Oktober), Robert Holl (20. Dezember) und die legendäre Dame Felicity Lott (21. März). Das hochkarätige Kammermusikprogramm vorzustellen, würde den Rahmen eines Artikels sprengen. Der Jazz hat es im zweiten Jahr zur Abonnement-Reife gebracht, kein Wunder bei Größen wie Marianne Faithful, Wayne Shorter, Rebekka Bakken oder dem Count Basie Orchestra. Die populäre "Pops"-Serie widmet sich in dieser Spielzeit dem Kino, mit leichter Muse wie Max Raabe und dem Palast-Orchester, aber auch mit Stummfilmen, die von Live-Musik begleitet werden - mal traditionell, mal experimentell. Neues Publikum sucht man auch in der Reihe "Chill at the Phil" mit Bar-Piano-Konzerten jeweils donnerstags um 18 Uhr. "Philharmonie statt Stau", lockt Matthias Naske. Ein Herzstück der Philharmonie ist die Reihe "Fräiraim", die Freiräume schafft für Angebote aus der Region. So werden der Trierer Spee-Chor (30. September) und das Rheinland-Pfälzische Jugendsinfonieorchester unter Leitung des Trierer Dirigenten Jochen Schaaf (14. April) die Chance haben, im 1500 Zuschauer fassenden "Grand Auditorium" aufzutreten.Luxemburger Orchester mit eigenem Abo

Bei so viel Gast-Konzerten drücken auch die eigenen Luxemburger Philharmoniker, das "Rückgrat der Philharmonie" (Naske) auf die Tube. Neben ihrem neuen Chef Emmanuel Krivine haben sie für ihre beiden ambitionierten Abo-Reihen Gastdirigenten wie Gerd Albrecht, Sir Neville Marriner oder Peter Eotvös eingeladen. Auch die Luxemburger Kammerorchester legen eigene Serien auf. Informationen, Termine, Programmbestellungen, Links unter www.philharmonie.lu. Telefon: 00352/26322632.

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