Lyrik und Jazz

TRIER. (gkl) Mit dem Herzen muss man zuerst musizieren, dann erst mit dem Kopf und danach mit dem Instrument. Das zumindest behauptete Francesco Castellani, Mitglied des "Trio Perfetto", beim Konzert des EuroCore Jazzclubs im großen Saal der Tufa.

 Zurücklehnen und genießen: gehauchte Jazzklänge vom Posaunisten Francesco Castellani beim Konzert des "Trio Perfetto" in der Trierer Tufa.Foto: Gerhard Kluth

Zurücklehnen und genießen: gehauchte Jazzklänge vom Posaunisten Francesco Castellani beim Konzert des "Trio Perfetto" in der Trierer Tufa.Foto: Gerhard Kluth

Das Herz und damit die Gefühle also zuerst - damit war das Programm eigentlich schon weitestgehend vorgegeben. Tatsächlich war, wer einen wilden, atonalen Abend erwartete, wer sich auf Experimente freute, fehl am Platz.Schon die Titel, die von Castellani und seinen Partnern - Mario Stantchev am Flügel und Philippe Petrucciani an der akustischen Gitarre - in der Tufa spielten, sprachen für sich. Da erklang ein "Little Song", das Publikum wurde aufgefordert "Feel Good", mit "Pace" wurde der Frieden beschrieben, und die Hommage an "The Cat" kam größtenteils auf sehr leisen Pfoten daher.Es war also kein Konzert für aufgeregte Gemüter, sondern etwas für Jazzfreunde, die sich mit geschlossenen Augen zum Genießen zurücklehnen wollten. Diese Konzertbesucher aber kamen voll auf ihre Kosten. Es war ein überaus lyrischer Abend.Nun nutzt die beste Lyrik nichts, wenn sie nicht ihrem Inhalt entsprechend vorgetragen wird. Aber auch hier brauchte man bei Perfetto keine Abstriche zu machen. Stantchev erwies sich als ein exzellenter Pianist, der die Töne mit einem wundervollen Anschlag perlen ließ.Als ein ebenso großer Meister auf seinem Instrument zeigte sich Petrucciani, der auch im Zusammenspiel nie in den Hintergrund gedrängt wurde. Er zeichnete Melodiebögen von berückender Farbigkeit, mit denen er ganze Geschichten erzählen konnte.Dass sich in der vorgegebenen Formation Francesco Castellani mit seiner Posaune nicht an die Mauern von Jericho begeben konnte, verstand sich von selbst. Kaum einmal war ein wirklich schmetternder Ton von ihm zu vernehmen. Meist waren es "nur" gehauchte Töne, die aber bewunderungswürdig präsent und stabil im Raum standen.Ein ruhiger Abend, bestens geeignet, um ihn nachklingen zu lassen.

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