Mahler in der Philharmonie

Schon die ersten Takte in der Luxemburger Philharmonie zeigten: Distanz und Doppelbödigkeit sind Hugh Wolffs Sache nicht. Der Dirigent entwickelte Mahlers "Neunte" mit dem "Orchestre Philharmonique" zum prallen Sinnenfest.

Wenn die ersten, seufzerähnlichen Motiv-Fragmente in Mahlers Neunter so breit, so nachdrücklich, so gefühlsbetont klingen, dann bleiben an der Tendenz der Interpretation kaum mehr Zweifel. Das Orchester betörte in der Luxemburger Philharmonie mit einem Mahler der prallen Anschaulichkeit. Ein dramatisch auftrumpfendes, folkloristisch drastisches und spielerisch beschwingtes Sinnenfest, das im Finale in sattes Religioso mündete. Hugh Wolffs Konzept ist in sich stimmig, und das exzellent und mit glänzenden Soli aufspielende "Orchestre Philharmonique" setzt es bruchlos um. Im letzten Satz gelingen dem Dirigenten und seinem Klangkörper zudem erhabene Momente der atemlosen Stille, des aufmerksamen Innehaltens.

Auch die Gesänge "Aus jiddischer Volkspoesie", von Dimitri Schostakowitsch profitierten von der farbigen, wirkungssicheren Interpretation. Unter Hugh Wolff verlieh das Orchester den klingenden Miniaturen Charakteristik, Klangdichte und Atmosphäre und begleitete die Solisten hellhörig und einfühlsam. Mit Melanie Dieners rundem, nur in der Mittellage unruhigem Sopran, dem schlanken Mezzo von Daniela Sindram und dem strahlkräftigen Tenor Hubert Delamboye waren die Solopartien angemessen besetzt. Dass Schostakowitsch die verzweifelte Intensität seines Stils populistisch dämpft, gehört zu den künstlerischen Auswirkungen einer politischen Repression, der er ausgesetzt war. Handwerkliche Sicherheit, Klangsinn und Prägnanz leiden darunter jedoch nicht.

Martin Möller

kurzkritik

Mahler in der Philharmonie

Schon die ersten Takte in der Luxemburger Philharmonie zeigten: Distanz und Doppelbödigkeit sind Hugh Wolffs Sache nicht. Der Dirigent entwickelte Mahlers "Neunte" mit dem "Orchestre Philharmonique" zum prallen Sinnenfest. Wenn die ersten, seufzerähnlichen Motiv-Fragmente in Mahlers Neunter so breit, so nachdrücklich, so gefühlsbetont klingen, dann bleiben an der Tendenz der Interpretation kaum mehr Zweifel. Das Orchester betörte in der Luxemburger Philharmonie mit einem Mahler der prallen Anschaulichkeit. Ein dramatisch auftrumpfendes, folkloristisch drastisches und spielerisch beschwingtes Sinnenfest, das im Finale in sattes Religioso mündete. Hugh Wolffs Konzept ist in sich stimmig, und das exzellent und mit glänzenden Soli aufspielende "Orchestre Philharmonique" setzt es bruchlos um. Im letzten Satz gelingen dem Dirigenten und seinem Klangkörper zudem erhabene Momente der atemlosen Stille, des aufmerksamen Innehaltens. Auch die Gesänge "Aus jiddischer Volkspoesie", von Dimitri Schostakowitsch profitierten von der farbigen, wirkungssicheren Interpretation. Unter Hugh Wolff verlieh das Orchester den klingenden Miniaturen Charakteristik, Klangdichte und Atmosphäre und begleitete die Solisten hellhörig und einfühlsam. Mit Melanie Dieners rundem, nur in der Mittellage unruhigem Sopran, dem schlanken Mezzo von Daniela Sindram und dem strahlkräftigen Tenor Hubert Delamboye waren die Solopartien angemessen besetzt. Dass Schostakowitsch die verzweifelte Intensität seines Stils populistisch dämpft, gehört zu den künstlerischen Auswirkungen einer politischen Repression, der er ausgesetzt war. Handwerkliche Sicherheit, Klangsinn und Prägnanz leiden darunter jedoch nicht. Martin Möller

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