Marathonläufe auf 88 Tasten

ECHTERNACH. Wo ein angesehener Pianist als künstlerischer Leiter fungiert, sind Klavierkonzerte nicht weit. In immerhin elf Konzerten der Echternacher Festspiele 2004 ist das Klavier dabei. Das Festival findet statt vom 5. Mai bis zum 8. Juli.

 Kommt mit einem Programm von Bach bis Villa-Lobos nach Echternach: Nadine Schuster.Foto: TV -Archiv

Kommt mit einem Programm von Bach bis Villa-Lobos nach Echternach: Nadine Schuster.Foto: TV -Archiv

Cyprien Katsaris hat sich im Vorwort zum diesjährigen Echternacher Programm bescheiden in die zweite Reihe gestellt. Dabei trägt die Konzertfolge dieses Jahres ganz unverkennbar die Handschrift des angesehenen Pianisten, der seit vielen Jahren die Festspiele künstlerisch leitet. Die Solo-Pianisten trumpfen kräftig auf. Russlands Klavierstar Mikhail Pletnev spielt Schumann und Mussorgskys "Bilder einer Ausstellung". Nadine Schuster aus Bitburg musiziert unter dem Motto "Tanz & Form - Tanzformen", und das Klavierduo Jacques Rouvier/Prisca Benoit präsentiert ein Walzer-Programm von Schubert bis Ravel. Und wo das Klavier schon so im Mittelpunkt steht, hat man sich etwas Besonderes ausgedacht und präsentiert zwei Großkonzerte. Sheila Arnold, Cristina Marton, Elena Melnikova, Christian Seibert, Henri Sigfridsson und Katsaris stellen ein historisches Konzert von 1837 nach. Damals formierten sich die sechs berühmtesten Pianisten unter der Führung von Franz Liszt zum "Hexameron" und spielten bravouröse Variationen über einen Marsch von Vincenzo Bellini (19. Juni). Wer dann noch nicht genug vom Klavier hat, kann sich am folgenden Tag von 10 Uhr bis 19 Uhr einen Marathon unter dem Titel "Die Sonate von Scarlatti bis Dutilleux" anhören. Es gibt noch weitere Klavier-Höhepunkte. Grigory Sokolov spielt mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg unter Chefdirigent Bramwell Tovey das b-Moll-Konzert von Tschaikowsky. Der junge, gerade preisgekrönte Luxemburger Francesco Schlimé übernimmt gleich eine Dreifachrolle: als Dirigent der New Bach Players, als Pianist in Bachs 5. Brandenburgischem Konzert und als Bearbeiter der berühmten "Vier Jahreszeiten" von Vivaldi für Klavier (statt Violine) und Orchester - eine Uraufführung, in der der Bearbeiter auch als Solist auftritt. Da drohen trotz aller Qualität die konventionellen Konzerte zu verblassen. Dabei sind mit dem Alban-Berg-Quartett, der Gächinger Kantorei Stuttgart unter Helmuth Rilling, den Moskauer Solisten und Yuri Bashmet, dem Lindsay Quartett, dem Philharmonischen Oktett Berlin, den Gitarristen Al di Meola und Manuel Barrueco und dem Geiger Leonidas Kavakos mit Tschaikowskys Violinkonzert hochkarätige Musiker zu Gast. Und auch sonst bietet das Festival Interessantes an. Concerto Köln und das "Ensemble Sarband" bieten unter dem Titel "Der Traum vom Orient" einen Brückenschlag zwischen europäischer und türkischer Musik. Die "Musiciens" aus Luxemburg und das saarländischen "Ensemble 85" sind mit Mozarts Freimaurer-Kompositionen dabei. Außerdem tritt die "Buy As Yuo View Cory Brass Band" mit Sinfonischer Blasmusik auf, und das Preisträgerkonzert des Brüsseler "Concours Reine Elisabeth" gehört auch 2004 zum Programm. Da stehen die Soli-sten noch nicht fest - der Wettbewerb endet erst im Juni. Karten unter 00352/729940, di., do. u. fr. 13 bis 16 Uhr; Internet: www.echternachfestival.lu

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