Mayer-Vorfelder,

da hatten wir am Wochenende schon gedacht, der Image-Schaden für den deutschen Fußball wäre nach der Schiri-Affäre nicht mehr zu steigern. Aber da kannten wir ja Ihren Fernsehauftritt am Sonntagabend bei Christiansen noch nicht.

Das hatte schon Stil, wie Sie da saßen als Fleisch gewordene Bräsigkeit. Während Ihr Co-Präside Zwanziger im Sportstudio wenigstens halbwegs professionell Betroffenheit dargestellt hatte, lümmelten Sie sich in Frau Sabines Sessel, litten erkennbar mehr unter den Aussagen Ihrer Mitdiskutanten als unter den Betrügereien Ihrer Verbandsmitglieder, und laberten pausenlos dazwischen. Ihre elementare Botschaft: nix gesehen, nix gehört, nix gewusst. Gemessen an Ihrer Merk- und Bekenntnisfreude würden die berühmten drei Affen locker als Inhaber einer Auskunftei durchgehen. Und was ich Ihnen echt übel nehme: Im Vergleich zu Ihrem Auftritt wirkten ansonsten unsägliche Typen wie Nörgel-Paule Breitner, der Bild-Redakteur mit dem Reißwolf-Gesicht und Terminator Otto Schily geradezu sympathisch. Und das mit der Logik müssen wir auch noch mal üben. Da wird Ihnen ein Oddset-Schreiben vorgehalten, in dem auf krumme Wetten mit hohen Einsätzen bei Hoyzer-Spielen hingewiesen wird. "Ja", sagen Sie mit der ganzen Sprach-Finesse des Ex-Kultusministers, es sei "aber nicht von sehr hohen Einsätzen die Rede gewesen", und das Wort "Manipulation" sei auch nicht so direkt gefallen. Aha. Nicht minder hübsch Ihre Lage-Einschätzung: Es gebe eine "Delle" im Ansehen des "deutschen Schiedsrichterwesens", und es werde "ein bisschen dauern, bis das korrigiert ist". So ungefähr redet einer, dessen Auto aus der Kurve geflogen ist und sich drei Mal überschlagen hat - und der dann glaubt, einmal mit dem Gummihammer ausbeulen und überlackieren werde den Schaden schon wieder richten. Mensch, Mayer-Vorfelder, man hat's nicht leicht mit Ihnen. Und nun ruinieren Sie auch noch die Existenzgrundlage solider Imitations-Künstler. Dem SWR-Komiker Andreas Müller haben Sie gerichtlich untersagen lassen, zu lallen und zu stammeln, wenn er Sie parodiert. Aber wie soll der Mann Sie dann noch halbwegs überzeugend nachahmen? Dieter Lintz

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