Mehr Geld mit dem Prallsack

Trier · Unnötigem Denglisch im Alltag und in der Wirtschaft hat der Verein Deutsche Sprache den Kampf angesagt. Der Vorsitzende Walter Krämer erläuterte in einem Vortrag, warum diese Sprachform für die Wirtschaft schädlich ist.

 Humorvoll, aber auch tiefsinnig referierte Walter Krämer über das Denglisch in der deutschen Sprache. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Humorvoll, aber auch tiefsinnig referierte Walter Krämer über das Denglisch in der deutschen Sprache. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Foto: Gerhard Kluth (gkl) ("TV-Upload Kluth"

Trier. Es war nur ein kleiner Kreis von Interessierten, die sich bei hochsommerlichem Wetter und während des Altstadtfestes im Wasberger Hof versammelt hatten, um Krämers Theorien über die Schädlichkeit des Denglisch für die deutsche Wirtschaft zu folgen. Das sollte aber der Vehemenz, mit der Krämer seine Thesen vertrat, keinen Abbruch tun.
Nicht alles ist belegbar


Belegbar war nicht alles, mit dem Krämer aufwarten konnte. So listete der aus Ormont stammende Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Technischen Universität Dortmund eine ganze Reihe von deutschen, börsennotierten Firmen auf, die allesamt englische Namen hatten und inzwischen pleite sind. Nach Krämers Überzeugung trug die Namenswahl zum Untergang dieser Firmen bei.
Genauso wenig konnte er seine Behauptung beweisen, dass der Airbag sich teurer verkaufen ließe, wenn er den deutschen Namen "Prallsack" trüge, weil alle Welt dann wisse, dass es sich dabei um eine deutsche Erfindung handelt. Allerdings ist die Bereitschaft der Deutschen, Anglizismen in die Sprache aufzunehmen schon gewaltig. An einer Statistik belegte Krämer etwa für Computerbegriffe, dass in Deutschland 43 Prozent davon in Englisch in die Sprache aufgenommen wurden. Deutliches Gegenbeispiel ist Finnland, das lediglich sieben Prozent der Fachausdrücke übernommen hat. Für 93 Prozent gibt es finnische Ausdrücke.
Dass sein Thema eine humorvolle, wenngleich ebenso peinliche Seite hat, konnte Krämer auch berichten. So bezog er sich auf den Kinofilm "Stirb langsam", der im Original "Die Hard" heißt. Mit diesem Titel im Hinterkopf bekommt die Werbeaussage einer Zigarettenmarke, die mit "Die Light" für eine leichte Sorte Reklame machte, eine fast schon sarkastische Bedeutung.
In die gleiche Kerbe schlägt der Werbespruch einer großen deutschen Fluglinie, die mit dem Spruch "Die first class", was man mit "Stirb erster Klasse" übersetzen kann, wirbt.
Ironie war auch im Spiel, als Krämer eine Fachzeitschrift zeigte, die mit "Bad Guide" betitelt war und als Ratgeber für Badezimmer fungiert. Jeder Engländer würde den Titel mit "schlechter Führer" übersetzen.
Abseits von diesen Skurrilitäten bedauerte Krämer, dass immer mehr deutsche Begriffe aus dem Alltag verschwinden und etwa aus jedem Hausmeister inzwischen ein "Facility Manager" wird. Belohnt wurde er für seinen humorvollen wie auch nachdenklichen Vortrag mit langem Applaus. gkl

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