Mehr als Friede, Freude, Eierkuchen

Trier. Die meisten denken, bei Beethovens neunter Sinfonie an den letzten Satz, die berühmte "Ode an die Freude". Das zu diesem großen Werk erheblich mehr gehört, zeigte GMD István Dénes bei der vom Trierischen Volksfreund präsentierten Aufführung.

Sie ist durchaus nicht unumstritten, die neunte Sinfonie in d-Moll von Ludwig van Beethoven. Zwar war die Zustimmung zu Anfang überwältigend, doch zerfiel die Kritik sehr bald in zwei extreme Lager. Hier die bewundernden Befürworter, da die Verurteilungen, die sich bis zu Ausdrücken wie "geschmacklos" und "monströs" steigerten. Kurz bevor sich der Tag der Uraufführung am 7. Mai zum 180. Mal jährt, erklang das Opus 125 in St. Maximin in Trier. Ausführende waren das städtische Orchester, Chor und Extrachor des Theaters Trier und ein japanischer Gastchor. Die Fäden der musikalischen Verantwortung liefen bei GMD István Dénes zusammen. Initiator des Konzertes war die Deutsch-Japanische Gesellschaft e.V. Trier. Vom ersten Ton an zeigte Dénes, dass in dieser Sinfonie mehr steckt als nur Friede, Freude und Eierkuchen. Minutiös erarbeitete er die vielen kleinen Einzelthemen, fügte aus der Menge der Miniaturen ein großartiges Ganzes zusammen. Mit dieser konsequenten Haltung schuf Dénes die Plattform, auf der das Finale seinen berechtigten, folgerichtigen Platz finden konnte. Hier machte die Mahnung nach anderen, freudvolleren Tönen einen Sinn. Vorgetragen wurde sie vom japanischen Bariton Toru Tanabe, der im aus der japanischen Sopranistin Yuko Mitano, Eva-Maria Günschmann (Alt) und dem Tenor Gor Arsenian bestehenden Solistenquartett leider das schwächste Glied darstellte. Erhaben, leuchtend und glanzvoll erklangen im Gegensatz zu ihm die Stimmen seiner Partner. Sind die Qualitäten von Günschmann und Arsenian in Trier hinlänglich bekannt, darf der strahlende Sopran von Mitano nicht unerwähnt bleiben. Die überschwängliche Begeisterung des Chores (Einstudierung Eckhard Wagner) brach sich bei der Freude schöner Götterfunken seine Bahn. Beethovens Anforderungen an den Chor, insbesondere an den Sopran, sind enorm. Hier wird geballte Kraft in höchsten Höhen gefordert. Der Enthusiasmus, mit dem die Sängerinnen und Sänger versuchten, die Millionen zu umschlingen, brachte die Intonation gefährlich ins Wanken, hinterließ aber den Eindruck, dass auch die Menschen vor der ehemaligen Abteikirche erreicht werden sollten. Eine wahrhaft eindrucksvolle Aufführung.

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