"Meine Musiker können bis vier zählen"

206 Goldene Schallplatten, 17 Platin-Schallplatten, sechs Goldene Musikkasetten und elf Silberne Schallplatten hat der Musiker James Last als Auszeichnung erhalten - die Zahlen sprechen für sich. Last ist ein Superstar der Musikszene. Der Trierische Volksfreund präsentiert seine Show am 7. September, 20 Uhr, in der Arena Trier.

Hamburg/Trier. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Herr Last. Sie wurden am 17. April 77 Jahre alt. Da kommt man nicht umhin zu fragen, wie Sie sich fühlen.Last: Ich fühle mich wie mit 40 Jahren. Wenn man sich sein Leben lang damit beschäftigt, was einem Freude macht, dann wird man nicht alt. Man hält sich länger jung und fühlt sich besser.Sie haben Ihre Ausbildung an der Heeresmusikschule begonnen. Hat Ihnen die soldatische Disziplin bei Ihrer Karriere geholfen?Last: Ich hatte vorher schon privaten Unterricht. Dann wurden diese Schulen im Zweiten Weltkrieg geschlossen. Disziplin muss man schon haben. Man muss es seinem Orchester vorleben. Ich kann mich nicht erinnern, dass einer meiner Musiker jemals zu spät gekommen ist, auch wenn sie am Abend vorher gefeiert haben.In den 50er- und 60er-Jahren spielten Sie Jazz und galten als der beste deutsche Jazz-Bassist. Kam Ihre Vielseitigkeit daher?Last: Eigentlich komme ich von der Klassik und sollte später mal ein Sinfonieorchester leiten. Aber im Krieg kam alles anders, denn die Ausbildung wurde unterbrochen. So kam ich nach dem Krieg zum Jazz, der viel gespielt wurde. Ihr Repertoire lässt sich kaum in eine Schublade stecken. Es reicht von Pop bis Klassik. Woher nehmen Sie das Gespür für die richtige Mischung?Last: Mein Album "Non Stop Dancing" in den 70ern war was Neues. Damals war der Unterschied zwischen Alt und Jung noch sehr groß. Und dann Rock-Titel mit einem klassischen Orchester zu spielen war was Neues. Wir spielten "My Way", "Over the Rainbow" und wollten die Brücke zwischen den Sparten schlagen. Ich spiele aber auch gerne immer wieder mit jungen Leuten zusammen, wie Till Brönner, Fettes Brot oder Xavier Naidoo. Man sollte jeden Funken an Kreativität von jungen Leuten aufpicken. Sie sind in vielen Ländern aufgetreten, haben 70 mal die Royal Albert Hall in London gefüllt, waren 1972 bereits in der Sowjetunion und in China. Was Besonderes haben Sie da erlebt?Last: Das ist schon lange her. In der Sowjetunion wollten die Leute die Bühne stürmen. Jedes Konzert wurde am Abend von Moskau aus freigegeben. Die haben jeden Titel einzeln geprüft. Wir konnten also nur spielen, was Moskau erlaubt hatte. Am Ende der Tour haben wir dann in Moskau vor 1700 Leuten "Power to the People" gespielt. Das hatten die uns nicht erlaubt. Die Sowjets hatten uns einfach den Strom abgeschaltet. Besonders in England sind Sie sehr erfolgreich - wie erklären Sie sich das?Last: In England werden auch die älteren Musiker eher geachtet. Meine Fans sind ja mit mir alt geworden. Sie waren einer der ersten Dirigenten, die sich zum Publikum drehen und dem Orchester den Rücken zuwenden. Wie funktioniert das?Last: Ich bin kein Dirigent. Ich bin die Brücke zum Publikum. Meine Musiker können bis vier zählen und brauchen keinen Dirigenten. Das muss alles schon vorher eingeübt sein.Was halten Sie von Casting-Shows? Viele Jugendliche wollen Popstar werden. Was raten Sie?Last: Mit Casting-Shows zieht man keine Musiker heran. Die werden abgemolken und anschließend beiseite gestellt. Ich brauche das nicht. Die werden nur benutzt. Junge Leute sollten sich selbst treu bleiben. Sie sollten das ausfüllen, was sie machen und sich nicht beeinflussen lassen. Mit James Last sprach unser Redakteur Hans-Peter LinzTickets gibt es in den TV-Service-Centern in Bitburg, Wittlich ,Trier, unter der TV-Tickethotline 0651-7199-996 und online unter www.volksfreund.de

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