Mensch…Uri Geller

Ich kenne Sie ja jetzt schon, seit ich ein kleiner Junge war. Damals war ich auch einer jener Deppen, die auf Ihr Geheiß in der Besteck-Schublade nach einem verbogenen Löffel gesucht - und natürlich auch einen gefunden haben, weil es in jeder Besteck-Schublade irgendwas Verbogenes gibt.Das war ja zugegebenermaßen noch ein guter Gag, und einmal vergackeiern ist schon in Ordnung.

Ärgerlich ist nur, wenn man mit der selben alten Nummer auch noch nach 30 Jahren wieder genug Deppen findet.

Jetzt haben Sie also bei Pro 7 den Alien-Kontaktmann gemimt. Obwohl die Sendung ja eher unterirdisch als außerirdisch war. Von der Ukraine aus mit einem Riesen-Teleskop in den Weltraum. Und das mit Nina Hagen, die schon immer einen Sprung in der Satellitenschüssel hatte. Und Erich von Däniken, dem König der Kaffeesatzleser. Kein Wunder, dass die Mars-Menschen da jeglichen Kontakt verweigert haben. Mit den beiden möchte ich auch nicht meinen Kosmos teilen.

So konnte niemand die Frage beantworten, ob es intelligentes Leben im All gibt. Mir persönlich würde, ehrlich gesagt, ein bisschen intelligentes Leben bei Pro 7 reichen, aber auch davon war letzten Samstag leider nichts zu sehen.

Stattdessen Studiogäste, die erzählten, dass Außerirdische ihnen ein Implantat ins Ohr gesetzt haben - früher tat's ein kleiner Mann im selbigen.

Okay: Scharlatane, Gaukler, Quacksalber und Bauernfänger haben ihren Mummenschanz schon immer getrieben. Aber selten so frech zur besten Sendezeit im Fernsehen. Und schon gar nicht mit diesem unverschämten pseudowissenschaftlichen Anspruch.

Aber, und das macht den Abend im Nachhinein letztlich doch ganz schön, die Zahl derer, die sich auf derart platte Weise hinters Licht führen lassen wollen, ist offenkundig begrenzt. 4,7 Prozent Zuschauerquote, das liegt wahrscheinlich gerade mal knapp hinter Arte.

Also die Höchststrafe für die Herrschaften in der Pro 7-Chefetage, die sich nicht zu schade sind, aus jedem Müll Kohle zu machen. Und für ihre Werbekunden, die teures Geld für lausige Zuschauerzahlen in einem peinlichen Sendeumfeld mit Ihnen, Herr Geller, bezahlt haben.

Vielleicht erspart uns das ja künftige Begegnungen mit Ihnen. Und, bitte, bitte, auch mit dem "Next Uri Geller", den uns der Sender bereits angedroht hat.

Dieter Lintz

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