Aber das war vor der Konsumgutschein-Debatte, die Sie so gekonnt angezettelt haben. Das war, bevor ernsthafte Menschen in ernsthaften Fernsehdiskussionen ernsthaft darüber nachgedacht haben, ob ein Land, das seiner Bevölkerung aus Geldmangel marode Schulen, veraltete Unis, miserable Pflegebedingungen und Zuzahlungen beim Arzt zumutet, nicht mal eben kurz vor Weihnachten eine zweistellige Milliardensumme auf die Leute herunterregnen lässt wie dermaleinst die Gebrüder Grimm ihre Sterntaler auf das arme Waisenkind.

Also das hat schon was. Wenn ich meinen Töchtern jetzt beibringen will, dass wir derzeit pleite sind und das Geld hinten und vorne nicht reicht, dann werden die sagen: Wunderbar, dann kannst Du uns ja eine Extra-Shopping-Tour spendieren. Das belebt die Konjunktur.

Schmeiß das Geld raus, was du nicht hast, und dann geht alles wie von selbst: Das ist Wirtschaftspolitik auf dem Niveau des HB-Männchens. Aber es findet sich garantiert immer ein Professor, der die Sache auch noch wissenschaftlich begründet - und vor Wahljahren natürlich auch ein paar Parteien, die gerne Christkind spielen.

Vielleicht gehen Sie ja mit einkaufen, Frau Nahles. Den Fernseher mit dem Turbo-Flachbildschirm made in Tadschikistan bei "Das kauf ich euch ab" oder "Wir hassen teuer". Den Flug mit Billig-Air ins tunesische "All inclusive"-Paradies. Das "Nichts ist unmöglich"-Auto aus dem Land der aufgehenden Sonne.

Wie isses, kann man als Besserverdiener den Gutschein eigentlich auch gleich in Bahn-Aktien anlegen, wenn der Börsengang vollzogen ist? Und was ist mit meinem alten Kumpel Alki, der schon ausgerechnet, wieviel rote Zweiliter-Bomben man bei Aldi für 500 Euro kriegt?

Was sagen Sie, so genau haben Sie darüber noch nicht nachgedacht? Genau das scheint mir das Problem zu sein.

Dieter Lintz