Nie war ein Satz inhaltsschwerer als Ihrer, Frau Nielsen: "Niemand will eine fiese alte Tasche im Fernsehen sehen." Genau das dachte ich mir auch, als ich Sie sah. Aber warum machen Sie das dann? Seit zwei Wochen wird Ihre Generalsanierung - ober- und unterhalb der Halskrause - von RTL gezeigt und im wahrsten Sinne des Wortes ausgeschlachtet.

Die Handwerker, sprich Doktoren, haben eine Menge Arbeit, die 43 Jahre mit fünf Männern, vielen Drogen und nicht weniger Alkohol aus ihrem Körper zu schneiden, zu fräsen und zu modellieren. Ohne Übertreibung: Nach der (wie vielten?) Straffung Ihrer Gesichtshaut sahen Sie so aus, als hätte Ihr Ex-Mann Silvester Stallone nochmals mit Ihnen ein 90-minütiges "Best-of-Rocky" nachgespielt. Und Sie sahen nicht aus wie die Siegerin.

Vor laufender Kamera - wie sonst nur bei Renovierungs- Soaps, die echte Häuser zeigen -, werden Ihre neuen Konturen aufgezeichnet, dann wird abgesaugt, aufgespritzt und wieder zugenäht. Getreu der Maxime: "Aus alt mach' neu." Eigentlich hochnotpeinlich der ganze Auftritt, zum Wegschauen - aber jetzt melden sich die Moralapostel und Jugendwächter zu Wort. Jugendliche könnten durch solche Sendungen quasi aufgefordert werden, sich unters Messer zu legen, die ganze Sendung sei eine "verharmlosende Unterhaltung".

Na ja, unter Unterhaltung verstehe ich etwas anderes, und verharmlosend ist auch der falsche Begriff, viel eher ist es abschreckend. Aber ich schließe mich der Bitte der Jugendschützer an, wenn auch aus ästhetischen Gründen: Hören Sie auf damit, Frau Nielsen, akzeptieren Sie doch einfach, dass auch Hollywood-Sternchen älter werden. Björn Pazen