Mensch, Hanni,

was hast Du uns da nur angetan? Vierschanzentournee ohne Sven Hannawald, das ist wie Sportschau ohne Waldi, oder sagen wir, wie Tagesthemen ohne Wickert. Gut, in dem einen wie in dem anderen Fall häuften sich zuletzt die Stolperer und Abstürze, aber mit Waldi, Uli und Hanni verband sich stets auch die Ahnung besserer Zeiten, die Erinnerung an frühere Geniestreiche und die Hoffnung, es werde irgendwann mal wieder Grund zum Jubeln geben.

Un nu? "Burn-out-Syndrom", wenn ich das schon höre. Das ist doch eine Krankheit für 50-jährige Manager, die seit zwei Jahrzehnten die 80-Stunden-Woche praktizieren oder für Mütter, die fünf hyperaktive Kinder aufgezogen haben. Aber ein fescher Bursch' wie du? 30 Jahre alt, ein paar Milliönchen zusammengesprungen, zehn Mädels an jedem Finger, Mamas zweitliebster Schwiegersohn nach Kai, der Pflaume: Das ist so ungefähr das, wovon mindestens die Hälfte der männlichen Menschheit zwischen 20 und 30 träumt. Nun gut, ich geb' zu, dafür musstest du dich von den Aasgeiern bei der Blödzeitung reichlich durch die Mangel drehen lassen. Aber das müssen andere auch, und die werden viel schlechter bezahlt - frag' Laurenz Meyer. Wie dem auch sei: Wen interessiert noch diese komische Vierschanzenhupferei, wenn du nicht mehr dabei bist und der Martin Schmitt Mühe hat, den Weg von der Absprungkante bis zu der Stelle zu schaffen, an der im Hügel die Schräge beginnt? Du hättest mit dem Syndrom wenigstens so lange warten können, bis RTL die Rechte wieder an ARD und ZDF abgegeben hat - wie sonst immer, wenn kein Schwein mehr eine Sportart sehen will. Jetzt müssen die schon nachts springen lassen und Feuerwerke abbrennen, damit noch einer hinguckt. Und ab dem nächsten Jahr werden vermutlich per Zufallsgenerator fünf Springer bestimmt, bei denen während des Fluges die Skier per Fernsteuerung weggesprengt werden - der "Fear-Factor" und ein paar hübsche Stürze werden die Quote schon wieder hochbringen. Dieter Lintz

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