Mensch... Jogi Löw!

Da haben Sie mich aber hammermäßig überrascht mit Ihrem Schmackes-Auftritt vorgestern neben der Trainerbank. Vom Analytiker zum Choleriker in drei Minuten: Chapeau! Sollte da doch so ein richtiger Gefühlsmensch im weißen Hemd stecken?

Hätt ich nix dagegen.Dabei habe ich immer gedacht, Sie wären einer von denen, die schon in der Schule stets einen weiten Bogen um jede Art von Streit machten. Der Lehrerin Blümchen ins Klassenbuch klebten und den Mitspielern in der A-Jugend Peace-Zeichen auf die Fußballschuhe malten. Und jetzt giften Sie erstmal den Sportskameraden Hickersberger an, dass dem der Schmäh im Hals stecken bleibt, um sich dann gleich anschließend mit ihm gegen den vierten Schiri zu verbünden wie zwei zerstrittene Geschwisterkinder, wenn es gegen die Eltern geht. Und dann wollten Sie trotz Verweis nicht mal freiwillig die Tribüne erklimmen. Für einen Schwaben ist das schon nicht mehr Renitenz, sondern schon blanke Revolution! Von wegen "höögschte Dischziplin", wie Sie immer von ihren Spielern verlangen. Ein Glück, dass da keine Werbetonne gestanden hat, sonst hätten Sie uns noch den Klinsmann gemacht. Oder war das Ganze nur ein genialer Kniff, weil Sie dachten, wenigstens einer aus der deutschen Equipe müsste mal den Eindruck von Gefährlichkeit erwecken? Und wo's auf dem Feld partout keiner wollte, haben Sie's dann aufopferungsvoll übernommen? Dann wäre die drohende Sperre ungerecht. Obwohl: So lange Sie da unten saßen, spielten Ihre Jungs grottig. Kaum hatten Sie neben Angie Platz genommen, ging's bergauf. Vielleicht sollte man die Uefa doch um Strenge bitten.Und, ganz im Vertrauen: Das mit den Anweisungen kann ja wieder die Kanzlerin regeln. Ich hab' genau im Fernsehen gesehen, wie sie bei dem entscheidenden Freistoß kurz was ins Handy getippt hat, dann griff sich der Ballack ans Ohr, wo auch die Linienrichter den Kopfhörer haben, und ballerte das Ding auftragsgemäß per Vollspann in den Winkel der Torwartecke. Aber keine Angst: Von mir erfährt's keiner. Dieter Lintz

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