Mensch... Josef Ackermann!

Ich hätte Sie fast nicht erkannt gestern im Fernsehen, so ganz ohne Victory-Zeichen. Aber das wäre auch irgendwie nicht so gut gekommen, angesichts von 1,6 Milliarden Euro Miesen beim Investmentbanking und reichlich zwecks Schadensbegrenzung verkauftem Tafelsilber unserer schönen Deutschen Bank.So ist das nun mal: Beim Glücksspiel kann man auch verlieren.

Mein gefloppter Bundesligatipp kostet mich auch schon mal 'nen Zwanziger - obwohl ich eigentlich nie so weit daneben liege wie Ihre Analysten. Aber ich zocke ja nur ganz harmlos bei unseren heimischen Erstligisten und setze nicht auf irgendwelche dubiosen amerikanischen Geheimtipps aus der zweiten Immobilien-Liga. Und ich verspekuliere natürlich nur meine eigene Kohle, nicht die meiner Kundschaft. Deswegen bringe ich es wahrscheinlich auch im Leben zu nichts. Apropos: Als es da neulich mal um Ihre Riesen-Bezüge ging, haben Sie das mit Ihrer Bezahlung so erklärt, dass Sie eigentlich nur ein ganz normales Grundgehalt kriegen, so gerade mal eine popelige Million pro Jahr - fast wie der Hausmeister, der abends die Filiale abschließt. Die restlichen zehn Millionen verdienen Sie als Jahres-Bonus, der sich nach dem Gewinn richtet.Also ohne jetzt unverschämt werden zu wollen: Wäre es da nicht korrekt, wenn Sie im Falle größerer Verluste, natürlich unabhängig vonIhrem Grundgehalt, eine entsprechende Rückzahlung tätigten? Als Jahres-Malus, gewissermaßen? Das sehen Sie gar nicht ein, sagen Sie. Schließlich könnten Sie ja persönlich nichts für die Verluste, das habe mit den Entwicklungen am Investmentmarkt zu tun. Kann ich sogar verstehen. Aber dann dürften Sie eigentlich Ihren Bonus künftig auch nur noch kassieren, wenn die Turbo-Gewinne der Deutschen Bank nicht etwa Ausfluss günstiger Markt-Entwicklungen sind, sondern nachweislich Ihrer persönlichen Leistung entspringen. Dann sehe ich allerdings schwarz für die zehn Millionen alljährliches Taschengeld.Aber vielleicht stellt sich die Frage ohnehin nicht mehr. Ihre langjährigen Fans und Bewunderer an der wirtschaftspublizistischen Front klingen nämlich auf einmal so merkwürdig. "Ackermann kommt nicht gut an", dichtet das Handelsblatt und mutmaßt, Sie wüssten "einfach nicht mehr, wie es weitergeht". Und die Financial Times titelt was von "peinlichem Ergebnis". Nicht, dass ich Sie mit Fußball-Vergleichen nerven will: Aber so ein bisschen klingt das wie beim Trainer von Bayern München, wenn er den Meistertitel vergeigt hat und aus der Champions League geflogen ist. Fragt sich nur, wer bei Ihnen den Uli Hoeneß macht. Dieter Lintz

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