Mensch...Kurt Beck

Erstmal muss ich Ihnen natürlich gute Besserung wünschen. Irgendwie macht es Politiker ja ganz menschlich, dass sie auch wie Otto Normalbürger von einer grassierenden Grippe niedergestreckt werden können.

Obwohl ich mir bei Ihnen nicht ganz sicher bin, ob die Angelegenheit womöglich psychosomatischer Natur ist. So viel Haue, wie Sie in letzter Zeit eingesteckt haben, das kann schon mal auf das Immunsystem schlagen. Selbst bei Leuten mit breitem Buckel und dickem Fell.Es ist aber auch wirklich ein Kreuz mit der Politiker-Rolle. Nach der Hessen-Wahl hat die versammelte Meute aus Politikwissenschaftlern, Demoskopen, Journalisten und anderweitigen Besserwissern getönt, es müsse endlich Bewegung in die erstarrten Koalitions-Fronten kommen, sonst leide die Politik im Lande Schaden. Und kaum haben Sie sich dann schweren Herzens um zwei bis drei Millimeter bewegt, jammert das gleiche Orchester in schrillem Moll, nun seien Sie umgefallen und hätten der Politik des Landes schweren Schaden zugefügt.Das muss doch auf die Gesundheit schlagen: Ausgerechnet Sie, der Sie den Oskar von der Saar so lieb haben wie einen Blinddarmdurchbruch, sind genötigt, aus Gründen des gesunden Menschenverstandes, der Arithmetik und der Staatsräson auf die Linken zuzugehen. Für einen grundkonservativen Sozi wie Sie ohne Frage ein Opfergang höchsten Grades. Und statt Sie zu bemitleiden und auf dem schweren Weg nach Canossa zu begleiten, geht Ihnen der eigene Stellvertreter noch an die grippegeschwächte Gurgel. Hilft alles nix, Sie müssen da durch. Sowohl durch das Sperrfeuer der Viren als auch durch das der Genossen. Wobei die Viren das geringere Risiko sind, weil sie das kürzere Gedächtnis haben und ihre Attacken mit offenem Visier starten. Aber Pfälzer in der Politik halten ja bekanntlich so einiges aus. Und sie sind ebenso zäh wie nachtragend. Würde mich nicht wundern, wenn Sie, obwohl Sie eigentlich keine Lust haben, das Mainzer Biotop mit dem Berliner Sumpf zu tauschen, jetzt schon aus Trotz auf die Kanzlerkandidatur zumarschieren. Bis dahin kann Ihre Roswitha Sie ja ordentlich mit Rote-Beete-Rohkost und Holundertee aufpäppeln - ganz nach dem Rat des Gesundheitstelefons Ihrer Landeszentrale für Gesundheitsförderung Rheinland-Pfalz. Aber passen Sie auf, dass kein Reporter der Bild-Zeitung Sie dabei erwischt. Sonst lesen Sie morgen auf der Titelseite: "Entlarvt: Auf Becks Speiseplan dominiert schon rot-rot". Dieter Lintz

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