Mensch... Luca Toni!

Eigentlich sind Sie ja nur ein Fußballer. Aber irgendwie doch auch ein Symbol für die Schnelllebigkeit unserer Zeit. Als Sie vor läppischen zweieinhalb Jahren nach Germania kamen, waren Sie der vergötterte Weltmeister aus Italia.

Nach Ihrer ersten Saison waren Sie Torschützenkönig und Volksheld. Männer schwärmten wie in alten Kriegstagen von "Il Bomber", dem "1,96-Hünen" mit dem "Torpedo-Kopfball", und in manchen Sportredaktionen durften ausnahmsweise sogar mal die Frauen ran, die von dem "schönen Star-Stürmer" mit dem "unglaublichen Augenaufschlag" und dem "süßen Lächeln" schrieben.

Doch von "Luca-Toni-Fußballgott" bis zum "Kreuzigt den Versager!" sind es bei einem Bundesliga-Stürmer gerade mal ein paar Hundert Minuten ohne Tor. Da stehen in den Überschriften plötzlich Nettigkeiten wie "Luca Ladehemmung", und kein Schwein interessiert es, ob der Betroffene verletzt ist oder nicht. Früher hatte man in solchen Situationen vielleicht noch seine elf Freunde in der Mannschaft. Heute hat man einen Trainer, der einen dazu degradiert, mit der zweiten Mannschaft gegen Jahn Regensburg anzutreten. Und der Manager verkündet via Fernseh-Talkshow, der einstige Star-Einkauf sei zum Nulltarif abzugeben. Vom Weltmeister zum verramschten Schlussverkaufs-Ladenhüter in 30 Monaten - was für eine Demütigung.

Das hat natürlich auch was mit Kohle zu tun. Die Bayern haben im Sommer 2007 elf Millionen Euro für Sie bezahlt. Wenn Sie jetzt für lau nach Rom wechseln sollten, macht das einen Wertverlust von gut 12 000 Euro - pro Tag. Das kriegt der Hartz-IV-Bezieher in der Südkurve im ganzen Jahr nicht. Dazu kommt mindestens noch mal das Gleiche an Grundgehalt. Wenn Ihr Verein Sie jetzt zu Silvester verschenkt, spart er bis zum Sommer immer noch ein paar Milliönchen Salär.

So ist das halt im Fußball-Geschäft. Nur wir Deppen wollen immer wieder dran glauben, dass es sich um Sport handelt.

Dieter Lintz

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