Mensch... Monsieur Sarkozy!

Ich fürchte, das wird ein bisschen dauern, bis wir uns an Sie gewöhnt haben. Französische Präsidenten, das waren bisher immer personifizierte Denkmäler: Charles "Vive la France" de Gaulle, später der gravitätische Mitterrand mit seinen Prunkbauten, und dann Chirac, dessen Gesicht zuletzt immer so aussah, als sei es schon in Stein gemeißelt.

Lauter große, alte Männer. Und jetzt haben wir einen, der noch gar nicht so alt ist - und sonderlich groß auch nicht. Eher ein Mann fürs Grobe, so wie bei uns früher der Schmeißfliegen-Strauß oder der Dachlatten-Börner. Die wollten politische Probleme auch ganz gern nach den Maßgaben der Schädlingsbekämpfung regeln. Aber irgendwie sind die Nachkriegs-Deutschen vor starken Männern dann doch immer zurückgeschreckt, zumindest an obersten Stellen. Und ausgerechnet Ihre Franzosen, die alten Revoluzzer, können es an der Staats-Spitze nun gar nicht hart genug haben.Eh bien, Sie haben es jedenfalls geschafft. Kein Mensch wird sich mehr trauen, Sie "Sarko" zu nennen, was immer ein wenig nach ansteckender Krankheit klang. Dem "Monsieur le Président" steht Respekt zu. In Deutschland würde ja auch keiner "Köhli" zum Bundespräsidenten sagen. Höchstens der Herr Söder von der CSU, aber der ist politisch eh immer etwas außerhalb der Zurechnungsfähigkeit.Und jetzt gehen Sie erstmal ins Kloster. Schöne Idee, auch wenn es vielleicht nicht der ideale Ort ist, um zu üben, wie man Frau Merkel so formvollendet auf die Wange küsst wie Ihr Vorgänger. Aber Vorsicht: In solchen Gemäuern kursiert gefährliches Gedankengut. Von wegen: Wenn Dir einer auf die linke Wange schlägt, halte ihm die rechte auch noch hin. Und das wäre keine gute Devise, wenn Sie sich mit dem Hochdruckreiniger auf den Weg in die Vorstädte machen. Dieter Lintz

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