Und weil Koch in diesem Land für alles Reaktionäre, Staatsgläubige und Käufliche steht, haben sich hinter Ihnen alle gesammelt, die für das Kritische, Freiheitsliebende und Unabhängige stehen.

Das ist so ein ähnlicher Automatismus wie bei Herrn Pawlow und seinem Hund: Kaum ertönte der Ruf "Koch ante portas", sammelten sich auf den ZDF-Zinnen alle Verteidiger der Rundfunkfreiheit von Jauch bis Jörges und schlugen auf die Trommel, als sei das Abendland gefährdet. Schnell schob man Ihnen noch den Friedrichs-Preis fürs Lebenswerk rüber, die Grünen riefen vorsorglich nach dem Verfassungsgericht, falls Ihnen jemand ein Haar krümmt, und selbst FAZ-Herausgeber Schirrmacher warf sich für Sie in die Bresche, als gelte es, die letzte Bastion der freien Rede zu retten. Zugegeben: die Unverfrorenheit, mit der Koch und Co. ihr parteipolitisches Süppchen kochen, ist geradezu provokativ. Aber womit gerade Sie besondere Verdienste um die Programm-Qualität erworben haben sollten, ist mir auch nicht ganz klar.

Man könnte sagen, Sie haben die Emanzipation vorangetrieben: Der Samstagabend gehört beim ZDF Carmen Nebel, der Sonntag Rosamunde Pilcher. Sie haben die "Kernerisierung" erfunden, also die Verseichtung jedes relevanten Themas durch systematisches Totlabern. Sie haben beste Programmplätze für dummes Koch-Gesülz freigeräumt (nein, diesmal nicht Roland, ich meine Lafer, Lichter und ihre Spießbratengesellen).

Okay: Sie haben den Schröder auflaufen lassen, als er am Wahlabend angeschickert ausflippte. Und Sie haben Frau Merkel mal angerempelt, als sie keine Lust hatte, mit niederen Chargen anderer Parteien zu einer Fernseh-Diskussionsrunde anzutreten. Aber ansonsten haben Sie den Bürokratenladen ZDF auf dem Weg zum Rentner-Sender ordentlich verwaltet, nicht mehr.

Das langt eigentlich noch nicht für den Helden-Status.

Dieter Lintz