Mensch... Philipp Lahm!

Reschpekt. So sagen die Bayern doch zu einem, der einen Hintern in der Hose hat und sich was traut. Pardon: Ich meine jetzt die Bayern als Landsmannschaft. Die anderen Bayern, der berühmte Fußballverein, die sagen eher "Hoit's Maul", wenn einer ihrer Angestellten selbiges aufmacht.



Wobei es feine Unterschiede gibt: Wenn Präsident Kaiser Franz in jedes Mikrofon jedes zahlenden Fernsehsenders seine in dieser Minute gerade aktuelle Meinung zu den Bayern hineinbrabbelt, ist das natürlich erlaubt. Wenn Manager Uli Hoeneß gegenüber den Fans ausrastet, selbstverständlich auch. Und wenn der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge nach dem Spiel beim Bankett die Mannschaft zusammenfaltet, sind die Fernsehkameras

sogar extra hinzugebeten. Nur die arme kleine Wurst von Spieler hat die Klappe zu halten, jedenfalls gegenüber der Öffentlichkeit. Gut: Ein bisschen Kritik an den Mannschaftskameraden wäre vielleicht erlaubt. Und etwas Stänkern gegen den Trainer wird auch schon mal goutiert - zumindest wenn der eh schon auf der Abschussliste des Vorstands steht.

Aber, lieber Herr Lahm: Doch bitte nicht das Management kritisieren. Der Pastoralreferent aus Nimshuscheid darf doch auch nicht sagen, der Papst hätte keine richtige Philosophie. Und Sie hätten wissen können, dass der Unfehlbarkeitsanspruch der Bayern-Spitze der des Vatikans in nichts nachsteht.

Besonders hübsch fand ich ja den Kommentar Ihres alten Kollegen Stefan "Stinkefinger" Effenberg. Dem hat Ihre öffentliche Form der Kritik nicht gefallen. Ist das nicht stark? Effe als Anwalt der Zurückhaltung in der Öffentlichkeit - das ist, wie wenn Reiner Calmund und Ottfried Fischer eine Bürgerinitiative zur Senkung des Cholesterinspiegels gründen.

Egal. Ich hoffe jedenfalls nicht, dass Ihnen die ganze Sache, wie es der Hoeneß im Stil eines beleidigten Erziehungsberechtigten gesagt hat, noch furchtbar Leid tun wird. Im Gegenteil: Wer so klar analysiert, Schwächen präzise benennt und auch mal ganz persönlich den Kopf hinhält, der qualifiziert sich für höhere Aufgaben - im Fußball-Management beispielsweise. Und die 25 000 Euro Geldstrafe sind bei Ihren Einkommensverhältnissen ohnehin nicht mehr als für unsereinen ein Knöllchen wegen falschen Parkens.

Dieter Lintz

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort