Mensch... Ronald Pofalla!

Werden Generalsekretäre eigentlich dafür bezahlt, dass sie auch gröbsten Unfug in Kameras sprechen können, ohne über sich selbst in Gelächter auszubrechen? Am Wahlabend kam es mir wieder mal so vor.

Da hat Ihre Partei, die CDU, zusammengenommen 26 Prozent und zwei Ministerpräsidenten verloren, und sie stellen sich hin und erklären sich lächelnd zum Wahlsieger. Schließlich sei man immer noch stärkste Partei.

Das ist, mit Verlaub, wie wenn Bayern München am Ende der Bundesliga-Saison Fünfzehnter ist und der Manager erklärt, man fühle sich als Gewinner, immerhin sei man ja nicht abgestiegen. Wobei man das kaum zu hören bekommen dürfte, weil ein Fußballmanager nach solchen Ergebnissen anders als ein Generalsekretär längst nicht mehr im Amt wäre.

Ich war schon versucht, Ihnen am Sonntagabend mal wieder den Titel "Gaukler des Tages" zu verleihen, da fiel mein Blick auf ein Interview von Tom Buhrow mit Franz Müntefering.

Der arme Tagesthemen-Mann rechnete dem SPD-Chef akribisch vor, dass es für einen Kanzler Steinmeier nur drei Optionen gebe: eine Große Koalition, bei der die SPD stärker sei als die CDU, eine Mehrheit für rot-grün oder die rot-rot-grüne Variante. Da die ersten beiden Spielarten rechnerisch nicht ernsthaft zur Debatte stünden und die SPD die dritte definitiv ausgeschlossen habe, käme eine Kanzlerschaft des SPD-Manns schwerlich in Frage.

Aber Meister Münte mochte sich auf so viel Logik nicht einlassen und faselte, Buhrow schlicht ignorierend, was von besten Chancen Steinmeiers. Zehn Minuten später ließ er Claus Kleber im Heute-Journal genau so alt aussehen, indem er dessen Fragen beim Abspulen seiner Textbausteine einfach nicht zur Kenntnis nahm - als spräche der Kisuaheli. Ich fürchte, Herr Pofalla, den "Gaukler des Tages" müssen Sie sich diesmal teilen.

Dieter Lintz

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