Aber das ist ja auch schon was, und man liebt halt die Sieger hierzulande, zumindest, wenn sie nett und möglichst kanten- und skandalfrei sind. Zu hübsch, zu hässlich, zu dick, zu dünn, zu frech, zu mondän, zu politisch, zu schräg, zu originell: Solche popularitätsgefährdenden Eigenschaften kann dir niemand nachsagen. Und deshalb passt du auch so hervorragend zu deinem männlichen Co-Beliebtsheitsträger Günther Jauch. Bei dem ist das "h" hinterm "t" des Vornamens auch schon fast die hervorstechendste Eigenwilligkeit. Dein Familienleben ist makellos, glücklich verheiratet, zwei Kinder. Gut, die Namen sind vielleicht etwas exzentrisch - Jaden Gil und Jaz Elle, das hätte nicht unbedingt sein müssen. Mit Kevin und Marie hättest du wahrscheinlich auch noch den den Jauch auf der Beliebtheits-Skala hinter dir gelassen. Trotzdem: Bei uns in deiner alten Heimat geht die Scheidungsrate inzwischen auf satte 50 Prozent zu, da darf ein Paar, das auch nach sechs Jahren noch zusammen ist, schon Vorbildcharakter für sich reklamieren. Ganz anders als dieser rothaarige Boris mit seinen Eskapaden und den ständig wechselnden kakaofarbenen Freundinnen. Wer könnte sich schon Steffi Graf in der Besenkammer vorstellen - es sein denn, um der Putzfrau zu zeigen, wo sie die Reinigungsgeräte findet, mit denen sie das Haus tiptop in Ordnung hält. Kein Wunder, dass Herr Becker es nur auf Platz 92 gebracht hat. Er hätte vielleicht besser Franzose werden sollen. Da hat man neulich Gerard Depardieu zum Liebling der Nation gewählt, einen versoffenen, überwichtigen, skandalumwitterten Schauspieler. Aber die Franzosen essen ja auch Frösche und Schnecken. Dieter Lintz