"Mich haben die Texte fasziniert"

Trier · 40 Jahre Europäische Kunstakademie sind allemal ein Anlass zur Feier. Zur Eröffnung des Jubiläumsjahres findet am Samstag, 14.Januar, 17 Uhr, in der Kunsthalle der Akademie ein Konzert statt. Auf dem Programm stehen Werke von Joseph Haydn und Joachim Reidenbach.

Trier. Das Philharmonische Orchester Trier unter Wouter Padberg spielt zu Beginn Haydns Sinfonie Nr. 87. Unter dem Titel "... und man sieht der Zeit auf den Grund" gelangen drei Rilke-Vertonungen von Joachim Reidenbach zur Aufführung, darunter als Uraufführung "Zum Einschlafen zu sagen". TV-Mitarbeiter Martin Möller sprach mit dem Komponisten über seine Beziehung zu Rilke, über den Kompositionsprozess und über seine Musik.Herr Reidenbach, Rilke-Vertonungen zum 40. Jahrestag der Europäischen Kunstakademie - wie sind Sie zu diesem Anlass auf Rainer Maria Rilke gekommen?Reidenbach: Es war nicht das Jubiläum der Kunstakademie. Es waren ganz einfach die Texte. Mich fasziniert die klingende Sprache dieses Dichters. Die ist gerade für einen Komponisten sehr reizvoll. Als es um die Planung der Akademie-Veranstaltungen 2017 ging, habe ich unter anderem eine neue Rilke-Vertonung für das Eröffnungskonzert ins Gespräch gebracht. Es wurden schließlich drei Vertonungen. Die beiden ersten Kompositionen sind bereits aufgeführt worden. Die dritte erklingt im Festkonzert zum ersten Mal öffentlich.Der Titel der dritten Rilke-Vertonung lautet: "Zum Einschlafen zu sagen". Was hat das Einschlafen mit der Europäischen Akademie zu tun?Reidenbach: Die dritte Vertonung setzt nur die beiden anderen fort. Sie ist im Klangbild ähnlich. Also, man soll sich von der Überschrift nicht irritieren lassen. Es ist ein Klangstück, sehr malerisch gestaltet und damit sehr gut passend zum Jubiläum einer Kunstakademie.Wie hat der Kompositionsprozess für diese Werke bei Ihnen begonnen? Haben Sie sich an den Schreibtisch gesetzt und gesagt, "ich will etwas komponieren" - und da kam der Rilke gerade recht?Reidenbach: Nein, ich habe Rilke gelesen, und da entstand bei mir der Wunsch, diese Gedichte zu vertonen.Das heißt: Am Beginn des Komponierens stand eine Auseinandersetzung mit Literatur.Reidenbach: So ist es. Das Rilke-Erlebnis war zuerst da. Wie kann man sich bei Ihnen einen Kompositionsvorgang vorstellen?Reidenbach: In den Gedichten hat jede Zeile ihre eigene Textaussage. So habe ich auch versucht, jeder Zeile eine bestimmte musikalische Gestalt zu geben. Ich habe vom Text her eine Klangsprache entwickelt. Da passt der Begriff von der "Klangmalerei" ganz genau.Das ist nun sehr stark wortbezogen. Wie erfassen Sie denn die allgemeine Grundstimmung des Gedichtes?Reidenbach: Ich versuche, durch bestimmte Mittel diese Grundstimmung zu treffen - ausgehaltene Liegetöne zum Beispiel, Ausdünnung oder Ausweitung beim Instrumentarium oder bestimmte musikalische Motive. Ein Beispiel: Zum Text "Die Uhren rufen sich schlagend an" erklingt in der Piccoloflöte - ganz hoch - und im Kontrafagott - ganz tief - die tickende Uhr. Also ein ganz sinnfälliger Textbezug.Wenn Sie Ihre Kompositionen hören - was empfinden Sie? Reidenbach: Das kommt ganz auf die Interpretation an. Als das UBI-Trio meine Bagatellen uraufführte und das Streichquartett "Mosella" aus Metz mein Quartett über Georg Schmitts Mosellied, war ich beide Male sehr glücklich.Werden Sie am 14. Januar eher leiden oder glücklich sein? Worauf bereiten Sie sich vor?Reidenbach: Man soll das Glück nicht allzu sehr strapazieren. Sagen wir es so: Ich bin in glücklicher Erwartung. möFestkonzert am Samstag, 14. Januar, 17 Uhr, Europäische Kunstakademie. Werke von Joseph Haydn und Joachim Reidenbach. Antonia Lutz und Joana Caspar, Sopran, Opernchor des Theaters Trier, Philharmonisches Orchester der Stadt Trier, Leitung: Wouter Padberg.Video: Tine Drefahl, Thema: "verfließenden Zeit". Tickets: Tel.: 0651-998460, info@eka-trier.de

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