Michael Kernbachs Kolumne: Trommeln in eigener Sache

Willkommen im Advent! Das ist nicht nur die Zeit, in der wir Menschentiere bei schneidenden 15 Grad wärmenden Trost bei Glühgetränken auf den Weihnachtsmärkten suchen und uns einen schützenden Hüftgürtel für die frostigen Monate anfuttern - die Wartewochen aufs Christkind sind auch die Jahreshochsaison für die Werbewirtschaft. Pfundweise purzeln die Beilagenblätter aus den Zeitungen, während in Funk und Fernsehen sonore Altmännerstimmen ohne jede Scham bekennen, dass sie Zahnschmelzkiller aus Karamell an ihre Enkel weitergeben. Davon kann man halten, was man will, aber gerade in Zeiten wie diesen gilt: Wer nicht wirbt, der stirbt! Wem das nicht gefällt, der muss eben wegwerfen oder wegschalten, je nach dem.Schwieriger wird die Chose erst, wenn Werbung da auftaucht, wo man sie nicht erwartet und wo sie auch nicht wirklich hingehört.Früher nannte man das Schleichwerbung, ein Wort, dessen alleinige Erwähnung für größte Empörung sorgte. Heutzutage ist man da schon lockerer, nennt das Ganze einfach "product placement" und haut raus, was das Zeug hält. Ungekrönter König dieser Disziplin ist Thomas Gottschalk. Kein anderer versteht es, Haupt- und Nebentätigkeiten so nonchalant unter einem Hut zu kumulieren. In einer Art Gelatine-Sozialismus verköstigt unser ewig blonder Dauer-Thommy auf seinem "Wetten, dass..."- Sofa alle Gäste ausnahmslos mit Gummibären aus eigener Bewerbung, dazu grinst Bruder Christoph aus der ersten Reihe als lebender Reminder an die Telekom-Spots, mit denen die beiden so schönes Geld verdienen. Auch dagegen; keine Einwände! Schließlich kann auch ein Gottschalk jeden Hunderttausender gut gebrauchen! Das Einzige, was mich ärgert ist, dass so was nicht alle dürfen.Wenn ich jetzt hier an dieser Stelle für das Konzert meiner Hammer-Band Ambee am kommenden Sonntag im Trierer "Forum" werben würde und Ihnen einen Wahnsinnsabend mit Super-Künstlern verspräche - ich möchte nicht erleben, was dann los wäre. Kassalla gäbe es da von allen Seiten, und das nicht zu knapp!Und darum lasse ich es lieber. Diese Form von Vorteilnahme hat vielleicht ein Gottschalk nötig - ich nicht! Ach so: Einlass ist ab 18 Uhr...

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