Mit Feuer gegen Kälte

TRIER. (jue) Gitarrenheld Al Di Meola verzauberte das Publikum bei seiner letzten Station in Deutschland auf der Ex-Haus-Sommerbühne in Trier.

"Es wird schwierig, dieses Lied mit kalten Fingern zu spielen", sagt der Mann mit der Gitarre mit einem charmanten Lächeln und reibt sich die Hände warm. Doch als seine Finger gleich wieder atemberaubend flink über die Saiten huschen, scheint dies nur Koketterie gewesen zu sein. Die Kälte im Innenhof des Exzellenzhauses war am Ende der Gegenspieler des Gitarren-Virtuosen Al Di Meola. Die Sommerbühne machte an diesem Abend ihrem Namen keine Ehre und lies das Publikum frö-steln, während Di Meola seinen Musikern scherzhaft ein paar wärmende "Schnaps" verordnete. Doch die kühlen Temperaturen machte das Spiel der Musiker nicht weniger glühend und mitreißend. Flankiert wird Al Di Meola auf der Bühne von vier Streichern des Strucz-Quartet aus Ungarn, Pianist Mario Parmisano, Ernie Adams (drums) und Gumbi Ortiz (percussion). Mit ihnen stellt er auf seiner Tour das neue Album "Flesh on Flesh" vor. Seit mehr als drei Jahrzehnten ist der Italo-Amerikaner Al Di Meola der unbestrittene Gitarren-Meister. 1974 mit der Band Return To Forever bekannt geworden, gilt er heute als Vertreter des "contemporary jazz". Seine als Fusion charakterisierte Musik schlägt die Brücke zwischen Jazz, Rock und World Music. In den kraftvollen Songs lässt Al Di Meola Flamenco-Klänge aufblitzen, und in der Tat spielt er flinker als jeder Flamenco-Gitarrist. Feurig und fetzig elektrisieren auch die Tango-Rhythmen in dem von "Tango Master" Astor Piazzolla inspirierten Song "Libertango" von der 2000 erschienenen CD "The Grande Passion". Im Wechsel dazu stehen ruhige, meditative Stücke. Ins Spiel auf den Saiten versunken legt Al Di Meola den Kopf in den Nacken, schließt die Augen - und überrascht seine Band im nächsten Moment mit einem kräftigen Griff in die Saiten. Wie die anderen Musiker ihr Können zeigen, freut Al Di Meola ebenso wie das erst nach der Pause richtig auftauende Publikum sichtlich. Heiße Ohren bekommen alle schließlich auch beim Duell von Percussionist und Drummer, die beide selbst beim ironisch anklingenden "Oye como va" das Publikum auf ihrer Seite haben. "Ich hoffe, das Konzert hinterlässt einen glücklichen Augenblick", sagt der Mann im schwarzen Ledermantel, als er mit einem freundlichen Lächeln entschwindet und sein Publikum die kühle Mainacht entlässt.

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