Mit Herz und Seele gegen die dunkle Nacht

Wittlich · Zu einer "Nacht im Hause Mozart" hat das Canorusquintett seine Zuhörer in der Wittlicher Synagoge eingeladen. Genau der passende Ausklang für einen schönen Sonntagabend. Das Konzert im Rahmen der MozartWochenEifel war eine Kooperation mit dem Musikkreis Wittlich.

 In der Synagoge in Wittlich beweist das Canorusquintett erfrischende Lust am Musizieren. Foto: Georg Sternitzke

In der Synagoge in Wittlich beweist das Canorusquintett erfrischende Lust am Musizieren. Foto: Georg Sternitzke

Foto: (g_kultur

Wittlich. So klang das damals. "Die sechs Herren, die sie exsequieren, sind arme Schlucker, die aber ganz hübsch zusammen blasen", schrieb Wolfgang Amadeus Mozart an seinen Vater Leopold über die Uraufführung seiner Serenade für Bläser Es-Dur KV 375.
"Arme Schlucker" wie die Straßenmusikanten aus Mozarts Wien waren die fünf flotten jungen Musiker vom Canorusquintett, die in der Wittlicher Synagoge zur Freude des Publikums die ursprünglich als Sextett geschriebene Abendmusik "exsequierten" (soll heißen: aufführten), nun wirklich nicht. Allesamt sind die Mitglieder des Bläserensembles vielfach ausgezeichnete Musik-Preisträger. Für die angekündigte Leonie Dessauer war der etwas unauffällige Sebastian Poyault an der Oboe eingesprungen. Gleich mit den ersten Akkorden spielten sich die jungen Musiker ins Herz des Publikums. Und das blieb auch so. Flott und mit herzerfrischender Lust am Musizieren machten sie hörbar, was in dieser kunstvollen Komposition an Geist, Stimmung und Spannung steckt.
Das vielfarbige Spiel des Quintetts ließ keine Zweifel: Mozarts Wiener Nacht war nicht allein zum Schlafen da. Galanterie, zartes Liebessehnen belebten sie ebenso wie Witz, heitere Zerstreuung und derbes, lärmendes Vergnügen. Die fünf Nachwuchsmusiker sind ohne Frage Vollblutmusiker, denen man anhört, dass sie nicht nur mit viel Talent, sondern auch mit Herz und Seele bei der Sache sind. Herausragend: Christoph Schneider an der Klarinette.
Sehr schön arbeitete das Ensemble die unterschiedlichen Charaktere der beiden Menuette heraus. Wunderbar stimmungsvoll erklang das Adagio, das schon auf "Figaros Hochzeit" verweist. Ein frisches Finale beendete das abendliche Vergnügen. In "eine Nacht im Hause Mozart" wollten die Musiker laut Programm ihre Zuhörer entführen. Die hatte mit einer flotten Bläserfassung der Ouvertüre zu Mozarts "Zauberflöte" begonnen. Und sie endete mit seiner berühmten Sinfonie g-Moll KV 550 in einer Bläserfassung des Komponisten. Ein wenig ähneln solche Fassungen der Übertragung von Gemälden in Grafiken.
Dass es trotzdem nicht langweilig und eindimensional wurde, dafür sorgten nicht nur die dynamische Komposition, sondern ganz entschieden die nuancierte Klangrede der Musiker und ihrer beredten Instrumente. Der dunklen schmerzlichen Grundstimmung setzten sie Frische, Leichtigkeit und Melodienseligkeit entgegen. Erfrischend: die Lust der Musiker an Rede und Gegenrede, die Dringlichkeit ihres Spiels und ihr augenzwinkernder Humor.
Als Belohnung gibt es viel Beifall und verdiente Bravorufe aus dem Publikum.

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