Mit Kopf und Köpfchen

TRIER. Vom Sorgenkind zum Musterknaben: So könnte man die Karriere der Konstantin-Ausstellung beschreiben. Ein kleiner Mitarbeiter-Stab organisiert die große Historien-Schau, die Trier ab Juni in den Mittelpunkt des Interesses rücken soll.

 Konstantin, der Großkopferte: Bildhauer Kai Dräger verleiht in seinem Berliner Atelier dem Kaiser Profil. Foto: privat

Konstantin, der Großkopferte: Bildhauer Kai Dräger verleiht in seinem Berliner Atelier dem Kaiser Profil. Foto: privat

Wer vor dem kleinen, knuffigen Wärterhäuschen in den Barbara-Thermen steht, käme schwerlich auf die Idee, dass sich hier die Organisations-Zentrale für eine Mammut-Ausstellung befindet. Drinnen freilich stapeln sich in allen Winkeln Prospekte, Merchandising-Artikel, Aktenordner - und eine gute Hand voll Mitarbeiter.Unterm Dach werden die Fäden gezogen

Der Chef sitzt unterm Dach. Auch sein Büro beeindruckt weniger durch die Quadratmeterzahl als durch den tollen Blick auf die antike Badeanlage. Hier zieht Eckart Köhne seit drei Jahren die Fäden in Sachen Konstantin. Jetzt, so kurz vor dem Ziel, wirkt er ausgesprochen ruhig. Dabei ist die Ruhe vor dem Sturm diesmal auch die Ruhe nach dem Sturm.

Als der damals 37-Jährige im Februar 2004 nach Trier kam, hatte Konstantin - genauer gesagt, seine Ausstellung - schon eine zehnjährige Passionsgeschichte hinter sich. Seit den frühen 90er-Jahren war die Idee durch die Lande gezogen, den römischen Groß-Kaiser und Wegbereiter des Christentums in seiner zweiten Heimatstadt zum Gegenstand einer großen Exposition zu machen. Einerseits, um der historischen Figur die angemessene Bedeutung zu verleihen. Andererseits aber auch mit dem schnöden Begehren, Trier und Umgebung erstmals seit der 2000-Jahrfeier 1984 wieder mal so richtig überregional ins Gespräch zu bringen.

Steiniger Weg bis zur Realisierung

Doch der Weg dahin war steinig. Mal stritt man sich über die wissenschaftliche Ausrichtung, dann über das Geld, dann über den Namen. Mal ging ein Museumsdirektor über die Wupper, mal ein Staatssekretär, dann kam die Landesgartenschau terminlich dazwischen, dann gab es Knatsch über die Einbindung des Umlands.

Aber die Strahlkraft der Idee erwies sich als ziemlich resistent. Und dann kam der Glücksfall der europäischen Kulturhauptstadt Luxemburg 2007, der für einen heilsamen Handlungsdruck sorgte. Und es kam Eckart Köhne. Dessen Erfolgsrezept liegt womöglich in der Zurückhaltung. Er verstehe sich als Organisator, nicht als inhaltlicher Ausstellungsmacher, sagt der promovierte Archäologe. Für den wissenschaftlichen Rahmen sind die renommierten Professoren Alexander Demandt und Josef Engemann zuständig, und für die einzelnen Themenbereiche spielen die Leiter der drei beteiligten Museen eine entscheidende Rolle. Man hat ihnen ein hohes Maß an Eigenständigkeit eingeräumt - offenbar der Schlüssel für die gedeihliche Zusammenarbeit. Seither wird wenig gestritten und viel gearbeitet.

Die großen Entscheidungen, sagt Köhne, seien "bis Ende vergangenen Jahres alle gefallen". In seinem Computer hat er einen detailgenauen Plan jedes einzelnen Ausstellungsraumes samt der dort eingeplanten Exponate - vom überlebensgroßen Marmorkopf bis zur kleinsten Gemme.

Die Verhandlungen mit den Leihgebern aus aller Welt sind abgeschlossen, auch wenn noch der eine oder andere Vertrag fehlt. "In manchen südlichen Ländern sieht man das nicht so eng", meint der Ausstellungs-Chef. Zeitlich liege alles im Soll, die Umbau-Arbeiten im Simeonstift und dem Landesmuseum seien weitgehend abgeschlossen. Auch im Bischöflichen Dommuseum biegt man dieser Tage auf die Schlussgerade ein.

"Jetzt kommt die große Zeit der Öffentlichkeitsarbeit", sagt Köhne und macht sich auf den Weg zur Internationalen Tourismusbörse. Sein Team klappert derweil die Fachzeitschriften ab, spricht Fachjournalisten aus der überregionalen Presse an. Das Interesse ist groß. Nur vom Kulturhauptstadt-Effekt ist bislang noch nicht viel zu spüren, aber es ist ja auch noch früh im Jahr. "Wir hoffen, dass möglichst viele aus der Großregion dazustoßen", bekräftigt Eckart Köhne. Einer kommt auf jeden Fall: Die Eröffnungs-Ansprache hält Jean-Claude Juncker.

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