Mit Trost gegen den Strom der Zeit

PRÜM. Trotz Karnevals gestaltete der Trierer Friedrich-Spee-Chor in Prüm ein Konzert mit Werken von Johannes Brahms, das sich mit dem Tod befasste. Zusammen mit dem Chor schwammen das Orchester "Les musicien" und die Mezzosopranistin Monique Simon gegen den Strom der aktuellen Zeit.

Es war ein Kontrastprogramm, mit dem der Friedrich-Spee-Chor aus Trier in der St. Salvatorbasilika in Prüm auftrat. Allenthalben feiert man in diesen Tagen die so genannte "fünfte Jahreszeit", ist ausgelassen und denkt an das Vergnügen. In Prüm dagegen erklangen Werke von Johannes Brahms, die sich mit dem Tod und der Vergänglichkeit des menschlichen Daseins befassen. Trotzdem war die ehemalige Abteikirche recht gut besucht.Wie ein Fanal der Verzweiflung klang die zunächst allein dastehende Frage "Warum" aus der Motette Opus 74/1 "Warum ist das Licht gegeben?". Immer wieder tauchte die Frage auf, und Chorleiter Martin Folz dehnte die bedeutungsschweren Pausen fast über Gebühr aus, ließ die darin enthaltene Not im Kirchenschiff stehen. Dann aber erstrahlt die im christlichen Glauben begründete Hoffnung - nein, die Gewissheit, dass der Tod nicht das letzte ist. Geborgenheit verheißend erklingt am Ende der Motette der Choral "Mit Fried und Freud fahr ich dahin".Folz hat mit dem Speechor neben all seiner künstlerischen Arbeit auch theologische Studien betrieben, sonst hätte dieses Werk, wie auch der Begräbnisgesang für Chor und Bläser, Opus 13, und das Schicksalslied, Opus 54, so nicht erklingen können. Neben den interpretatorischen Qualitäten muss man dem Chor auch alle Komplimente für die technische Ausführung machen. Hochkonzentriert agierte der Klangkörper. Intonatorisch nahezu perfekt glänzte er mit präzisen Einsätzen, sauberer, in sich geschlossener Dynamik.Gleiches galt für das Orchester "Les musiciens" aus Luxemburg, das sich voll und ganz auf Folz eingestellt hatte und seinem beeindruckenden Dirigat und damit seinen klanglichen Aussagen folgte. So eingestimmt, wurde auch der Mittelteil des Konzertes, in dem das "Poco Adagio" aus der ersten Brahmssinfonie, das "Poco allegretto" aus der Sinfonie Nr. 3 sowie drei Lieder für Alt und Orchester erklangen, zu einem trostvollen Ohrenschmaus. Diesmal unter der Leitung von Nicolas Brochot, dem eigentlichen Dirigenten des Ensembles. Titel und Namen sind oftmals Schall und Rauch. Hier aber scheint es bedeutungsvoll und richtig, dass dieses Ensemble bald das offizielle Kammerorchester Luxemburgs sein wird.Als Krönung des Konzertes muss man die Mezzosopranistin Monique Simon bezeichnen. Ihre warme, gelenkige Stimme war eine optimale Besetzung für dieses Brahmsprogramm. Sie ließ keinen Zweifel daran, dass sie die textlichen Inhalte der sapphischen Ode, Opus 94, und der Lieder "Immer leiser wird mein Schlummer" und "Auf dem Kirchhofe" aus Opus 105 verinnerlicht hatte.

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