Mit dem Herzen bezahlt

Frank Nimsgerns Künstler-Psychogramm Phantasma entlädt ein Feuerwerk von Musik-Stilen und Motiv-Zitaten am Saarländischen Staatstheater. Der kolossale Bühnen- und Licht-Zauber beeindruckt.

Saarbrücken. Ein Spinnennetz ist kein Spinnennetz ist ein Arterien-Labyrinth. Don Giovanni ähnelt E.T.A. Hoffmann, Faust und zugleich Michael Jackson. Da hat jemand das ganz große Symbol- und Traditions-Rad gedreht. Er heißt Frank Nimsgern und ist hierzulande ein Star. Sein Musical Phantasma beeindruckt am Saarländischen Staatstheater.

Musikalisch wagt Phantasma draufgängerische Grenzüberschreitungen, webt ein komplexes und hoch expressives Motiv- und Zitaten-Netz aus Operetten-Couplets und Mambo, Arien und Jazz, Revue und Blues, Mambo, Pop- und Big-Band-Sound.

Doch dem Zuschauer ist nach zwei Stunden Anspielungs- und Symbolgewitter nicht nach Aufspringen zumute. Er hat - wie der Held Phantasma - eine Zeitreise bewältigt, war im plüschigen Paris der Can-Can-Tänze (1910), dann im amerikanischen Gangster-Milieu der Dirty Thirties, schließlich bei den durchgeknallten New Yorker Hippies der 70er.

Um immer wieder im zynischen Jahrtausend der Megastar-Hysterie zwischenzulanden. Dort, wo der Rock-Held Phantasma (Mischa Mang) mit der Sensations-Journalistin Brenda (Aino Laos) ringt, die den nach Ruhm Hechelnden schließlich erlöst. Er ist einen Pakt mit dem größenwahnsinnigen Professor eingegangen. Bezahlt mit seinem Herzen und dem Tod von geliebten Frauen.

Die brüchige Story irrlichtert zwischen Hoffmanns Erzählungen und Fliegendem Holländer, zwischen Melodram, Grusical und Fantasy-Film, beeindruckt aber mit außergewöhnlichen Schauspieler-Leistungen und opulenten Kostümen und Bühnenbildern.

Termine: 21., 24., 26., 27. November; 3., 6., 18., 23., 31. Dezember. Karten: Tel. (06 81) 309 24 86.

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