Motivierende Lehrer, realistische Teilnehmer

TRIER. (mö) Der "Jazz-Workshop International" hat sich seit langem etabliert und setzt künstlerische Standards auf hohem Niveau. Aufnahmeprüfungen und ähnliche Eingangsrituale sind unnötig. Wer kommt, bringt in der Regel eine realistische Selbsteinschätzung mit.

Nicht alles ist Gold, aber vieles glänzt. Das Quintett mit dem humorvoll-abstrusen Namen "Die fünf lustigen Vier" startet und endet eher zaghaft und liefert dazwischen feinsten, mitreißenden Jazz, vor allem in der Eigenkomposition der Trompeterin Sinje Glaeßner. Ein intelligenter Klangteppich, eine Polyfonie der Motive, der Soli, der rhythmischen und melodischen Impulse. Da fühlen sie sich sichtlich wohl, und die Besucher im großen Tufa-Saal ebenfalls. Nicht nur junge, karrierewillige Leute machen mit beim "Jazz Workshop International", der vergangene Woche stattfand und mit dem Teilnehmerkonzert abschloss. Eine echte Rentner-Band ist auch dabei, spielt sich solide an die Rampe und dementiert heftig, dass sich das Alter ihrer Mitglieder auf 500 summiert. Und dann natürlich die Sängerinnen, die von Romy Camerun betreut werden. Da gibt es echte, positive Überraschungen. Zum Klavier- und Bass-Hintergrund von Korrepetitor Oliver Maas und Dozent Gunnar Plümer stellen sich drei junge Damen aus Metz aufs Podium und produzieren einen solch gekonnten, wirkungsvollen und differenzierten Sound, dass bei den Zuhörern Begeisterung aufkommt. Wer sich noch an die Anfänge von 1989 erinnert, stellt fest: Niveau generell deutlich gestiegen. Und das ohne Aufnahmeprüfungen oder ähnliche Hürden. Die Teilnehmer wissen, was sie können - und wohl auch, was ihnen fehlt. Wenn das nicht der Fall ist, geben die Dozenten Rat.Fünf Bands - acht Sängerinnen

Fünf Bands sind es gewesen im diesjährigen Workshop; eine sechste Gruppe musste kurzfristig absagen. Außerdem waren acht Sängerinnen dabei. Was bringt eine Veranstaltung dieser Art? Sinje Glaeßner, Studentin bei Workshop-Leiter Uli Beckerhoff in Essen, sagt es so: "Im Studium bekomme ich Einzelunterricht. Hier arbeitet ein ganzes Dozententeam mit und gibt Anregungen aus unterschiedlichen Richtungen." Klar, aus der Perspektive des Schlagzeugers stellt sich vieles in der Band anders dar als aus Pianisten-Sicht. Aber so verbinden sich die verschiedenen Sichtweisen wie in einem farbigen Mosaik. Der Workshop, ein Erfolg? Thomas Schmitt vom veranstaltenden Jazzclub "Eurocore" strahlt sichtlich Zufriedenheit aus. Wird es 2006 Veränderungen geben? "Allenfalls bei den Sessions der Teilnehmer in der Wochenmitte", sagt er. Dass an einem Abend keine Sängerin erscheint und am zweiten acht da sind, könne ja wohl nicht sein. Da müsse man die Leute an die Hand nehmen. Aber das ist Hauptschullehrer Schmitt ja gewohnt.

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