Motor im Musikleben

TRIER. (mö) Spee-Chor, Musikschule, Festliche Musiktage, Internationale Meisterkurse – all diese Einrichtungen und andere mehr wurden von Karl Berg ins Leben gerufen. Am Sonntag wird der "Gründervater" des Trierer Musiklebens 80 Jahre alt.

Wenn Karl Berg (Foto: TV-Archiv) bei einem seiner berühmten "Offenen Singen" ein Lied anstimmte, waren die Besucher mit heller Begeisterung bei der Sache. Ob er dirigierte, organisierte, ob er an der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule lehrte oder einfach im Klassenzimmer unterrichtet - immer hat er eine ganz besondere Ausstrahlung. Karl Berg, der am Sonntag 80 Jahre alt wird, hat die Gabe, Menschen zu motivieren, zu faszinieren. Er konnte Gruppen formieren, Begeisterung auslösen, Aktivität vermitteln. Aber hat es nicht um seiner Person willen getan, sondern immer nur im Dienst der Musik. Der gebürtige Moselaner hatte unter dem Nationalsozialismus gelitten und den Krieg nur schwer verwundet überstanden. Die Nachkriegszeit bedeutete für ihn Aufbruch. Ein Glücksgefühl des Neuanfangs muss dabei gewesen sein, als der passionierte Pädagoge 1964 den Spee-Chor gründete und ein Jahr später die städtische Musikschule. Die musische Erziehung sollte vor den Irrtümern der bösen Vergangenheit bewahren. Dem dienten auch die "Offenen Singen", die das Lebensgefühl von Musik und Musizieren bis hinein in ursprünglich musikfremde Schichten trugen - eine Kultur des aktiven Mitwirkens, die sich von den Besuchergewohnheiten des Theater- und Konzertlebens grundlegend unterschied. So motiviert, lehrte und musizierte Berg, formte den Spee-Chor zu einem Instrument, das anspruchsvollste Chormusik beherrschte, gründete mit den "Festlichen Musiktagen" eine außergewöhnliche Konzertreihe, bewies bei den Engagements von Künstlern ein sicheres Gespür für verborgene Qualitäten, entwickelte den Universitätschor zu einem großen Klangkörper und zog damit hunderte junger Menschen an. Die "Internationalen Meisterkurse" erwiesen sich als Magnet für qualifizierte junge Musiker. Die trugen den Ruf der Musikstadt Trier weiter in ihre eigenen Chöre, Orchester und Schulklassen. Der Umgang mit Karl Berg war für viele sicherlich nicht einfach. Das Feuer, mit dem er bei der Sache war, störte manche selbstzufriedene Passivität. Aber mit seinem Engagement hat er bis heute recht behalten. Wenn er Geburtstag feiert, erscheinen neben den Vertretern des Trierer Musiklebens und vielen anderen auch die Spitzen der Stadtverwaltung. Karl Berg ist ein"Gründervater" des städtischen Musiklebens. Dafür kann ihm die Stadt dankbar sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort