Mozart macht’s möglich

TRIER. Das gab es noch nie: Spee-Chor, Konzertchor, Domchor, die St. Paulin-Ensembles und der Olevian-Chor präsentieren ein gemeinsam vermarktetes, abgestimmtes Programm für das Jahr 2006. Es steht ganz im Zeichen Mozarts.

Es ist keineswegs so, dass sich die fünf Herren nicht kennen würden. Aber treffen tun sich die Leiter der großen Trierer Chöre eher selten. Genauer gesagt: Es kann sich keiner mehr daran erinnern, wann man zuletzt in ähnlich illustrer Runde zusammen saß wie Anfang Januar, als beim gemeinsamen Frühstück die Idee zu "Mozart in Trierer Kirchen" entstand. Mozart macht's möglich, dass die "Konkurrenten" an einem Strang ziehen. Aber auch der Druck der Verhältnisse. Das Publikum strömt nicht mehr automatisch in die Konzerte, die Sponsoren werden knauseriger. Da liegt die Idee nahe, mit einem gemeinsamen Programm-Folder und koordinierten Angeboten zu locken. Das eigene Profil musste dafür keiner aufgeben. Martin Folz' Spee-Chor etwa bleibt nicht bei Mozart pur, sondern kontrastiert das Geburtstagskind mit zeitgenössischen Komponisten. Stephan Rommelspacher erkundet mit dem Domchor selten betretenes Mozart-Terrain, auch Joachim Reidenbach erlaubt sich mit den Ensembles von St. Paulin den Luxus des Blicks auf Werke außerhalb des Standardrepertoires. Manfred Mays Konzertchor spiegelt Händels "Messias" im Auge Mozarts, Martin Bambauer konzentriert sich mit dem Caspar-Olevian-Chor ganz auf die Ensemble-Arbeit. Dem Publikum in der "Chorhauptstadt Trier" (Koordinatorin Carola Ehrt) beschert die kluge Kooperation ein Dutzend über das ganze Jahr verteilte, hochkarätige Mozart-Interpretationen, bei denen die heimischen Premium-Chöre durch namhafte Solisten und Orchester unterstützt werden. Aus der bislang einmaligen Zusammenarbeit soll eine dauerhafte Abstimmung werden, auch mit Blick auf die Wirkung in der Region außerhalb der Stadt Trier. Sogar der Begriff "Chorfestival" taucht auf, erstmals seit dem gescheiterten Versuch bei der 2000-Jahr-Feier 1984. Die Chorchefs sind stolz auf ihre Vorreiter-Rolle, die auch aus Frust über die Mängel der offiziellen Kulturpolitik in der Stadt resultiert. Eine "koordinierende Kulturplanung" fehle in Trier ganz, moniert etwa Domkapellmeister Rommelspacher. Martin Bambauer erinnert an das kläglich gescheiterte Projekt einer städtischen Internet-Koordinationsplattform. "Wenn wir auf die Stadt oder die IRT warten, wird das nie was", sagt auch Martin Folz, "da nehmen wir die Sache lieber selbst in die Hand." Auch Carola Ehrt hat das Gefühl, "dass man sich des riesigen Potenzials unserer Chöre nicht immer bewusst ist". Das könnte sich nun ändern.

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