Mozart mit durchdrehenden Reifen

WITTLICH. (gkl) Ein festliches Abschlusskonzert zum Mozartjahr war dem Publikum in der Wittlicher St. Bernhardskirche versprochen worden. Was das Philharmonische Orchester Prag (POP) seinen Zuhörern anbot, konnte mit den hohen Erwartungen des Abends nicht mithalten.

Die Jupiter- und die Prager Sinfonie, sowie die Ouvertüren zu Figaros Hochzeit und zu Don Giovanni hatte das POP auf sein Programm gesetzt. Was Dirigent Jaromir Krygel und seine Musiker zu bieten hatten, sollte zu einer herben Enttäuschung werden. Man fragte sich, egal ob in der Hochzeitsouvertüre oder in der Sinfonie 41, wo die klanglichen Feinheiten wahren, auf die man laut Programm achten sollte. Die satten Bässe schienen eher ein Ausblick auf die Sinfonien eines Ludwig van Beethovens zu sein, denn einen Einfluss von Joseph Haydn zu dokumentieren, wie es das Programm in Aussicht stellte. Die Tempi, mit denen Krygel die berühmten Kompositionen anging, erinnerten eher an einen Michael Schumacher mit durchdrehenden Reifen als an Höhepunkte aus dem Schaffen des großen Meisters. Aber es waren nicht nur diese interpretatorischen Fragen, die die Wertigkeit dieses Konzertes zweifelhaft werden ließ. Grobe handwerkliche Schnitzer in der Ausführung ließen den Abend an den Rand des Unverschämten abgleiten. Blechbläser, die häufig Mühe hatten, einen sauberen Ansatz zu finden, Streicher, für die eine saubere Intonation oft außerhalb des Erreichbaren lag und sich der barmherzigen Akustik des Kirchenraumes erfreuen konnten. Das, was die Tschechen hier ablieferten, hätte so manches Laienorchester besser gemacht. Das war nicht nur ungehörig gegenüber dem Publikum, es war rufschädigend für den Veranstalter, dem ein festliches Konzert auf höchstem Niveau versprochen worden war. Im Kontext mit den nicht gerade bescheidenen Eintrittspreisen war diese Vorstellung nicht akzeptabel.

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