Muffel bleibt Muffel

TRIER. Ein bisschen Ehekrach, ein bisschen Geld, ein bisschen Verliebtsein, ein paar Missverständnisse und einige Pointen: Die Volkstheaterwelt ist bei Peter Steiners Theater-Stadl noch heil. Für die Begeisterung in der Trierer Europahalle gibt es einen anderen Grund: Steiner selbst.

 Ein bisschen Intrige muss sein: Wendelin (Peter Steiner) und Barbara (Erna Waßmer).Foto: Hans Krämer

Ein bisschen Intrige muss sein: Wendelin (Peter Steiner) und Barbara (Erna Waßmer).Foto: Hans Krämer

Wenn das die Deutsche Post AG wüsste! Statt Leistungsbereitschaft zu demonstrieren, bandelt der neue Briefträger Bruno Berger erst mal mit der hübschen Cilli an. Die nennt sich Barbara, weil "Cilli" nicht gut klingt, und löst damit allerlei Turbulenzen aus. Barbara heißt nämlich ihre Mutter, ein lautstarker Hausdrache mit Liebe zu geistigen Getränken. Kein Wunder, dass Vater Wendelin zuerst erstaunt ist, als Bruno um "Barbaras" Hand anhält. Dann fährt er aus der Haut und liefert seiner Ehefrau eine heftige Szene. Ganz ehrlich: Großartig ist Emil Stürmers Schwank "Der Heiratsmuffel" nicht gerade. Die Handlung ergeht sich in lustigen Irrtümern, versucht sich auch an Pointen, die keine sind, und verliert schon mal den roten Faden. Die Titelfigur ist eher eine Nebenrolle - Junggeselle Sixtus Bosnigl, der mit Wendelins Familie in einem Haus wohnt, eben der Heiratsmuffel. Der tut im Komplott mit Vater Wendelin so, als hätte er beim Lotto einen Haupttreffer und hat plötzlich zwei Frauen am Hals, die (echte) Barbara und Losverkäuferin Emilie Sauerzopf. Geld macht attraktiv. Die Sauerzopf will Sixtus jetzt unbedingt heiraten. Einer Doppelhochzeit steht nur zweierlei im Weg: Vater Wendelin glaubt immer noch, dass der junge Briefträger hinter seiner Frau her ist, und Bosnigl will partout ledig bleiben. So schlängelt sich das Stück durch Missverständnisse und Streitereien. Trotzdem war's für viele ein schöner, ein unterhaltsamer Abend. Das macht der Peter Steiner. Der stellt sich vor den Vorhang, begrüßt die Leute und erzählt Organisatorisch-Belangloses - aber das mit einer so verschmitzten Freundlichkeit, dass ihm die Herzen zufliegen. Da konnte ja nichts mehr schief gehen. Steiner hält als Wendelin das Stück und den Theater-Stadl mit seiner menschelnden, ein wenig hintergründigen Komik fest zusammen. Mit der lautstarken Erna Waßmer (Barbara), dem hübschen Naturtalent Heike Augsburger (Cilli), dem freundlich-humorvollen Manfred Maier (Sixtus), mit Christoph Henkelmann (Briefträger) und Gerda Steiner (Emilie Sauerzopf) steht eine eingespielte Mannschaft auf der Bühne. Klar, am Ende lösen sich alle Probleme. Die Begeisterung der Frauen für Sixtus lässt stark nach, als herauskommt, dass der Lottogewinn nicht echt war. Vater Wendelin wird aufgeklärt und ist versöhnt. Bruno und Cilli können heiraten, und im übrigen bleibt alles, wie es ist - auch beim Junggesellen Bosnigl. Einmal Heiratsmuffel, immer Heiratsmuffel.

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