Musik unter Spannung

Sensibel und variantenreich präsentiert sich das neue Album "Magnetism", das Jazzpianist Ben Heit zusammen mit Damien Prudhomme (Saxofon), Jean-Luc Déat (Bass) und Christian Mariotto (Drums) aufgenommen hat. Mit viel Formsinn und von moderner Klassik inspirierter Harmonik rührt es an der emotionalen Substanz menschlicher Beziehungen.

Trier. Ben Heit hat an der Hochschule für Musik in Würzburg unter anderem bei Chris Beier und Billy Elgart Jazz-Piano, klassisches Klavier und Komposition studiert, den bayrischen Jazzförderpreis bekommen und sich bei Auftritten im In- und Ausland als Jazz-Musiker einen Namen gemacht. Seit 2001 ist er wieder zurück in seiner Heimatstadt Trier und gestaltet als Koordinator der Jazz- und Rockschool (Jaro), als Dozent am Flügel sowie als künstlerischer Leiter des Workshops "Rock Pop and More" die hiesige Musikszene. "Leben entsteht dadurch, dass sich Leute treffen und sich Dinge mischen" formuliert er den Leitgedanken seines Engagements für mehr Offenheit, der auch auf sein künstlerisches Schaffen als Pianist und Komponist und im Besonderen auf die jetzt veröffentlichte CD "Magnetism" passt. Nicht nur, dass er und seine renommierten französischen Mitmusiker sich bei der Luxemburger Jamsession gefunden haben. Mit ihnen hat er auch ein europäisches Quartett-Konzept umgesetzt, das viele Einflüsse vereint. Klassische zum Beispiel: Die in der Kultur- und Marktscheune Welschbillig eingespielte CD aus zehn bis auf drei von Ben Heit komponierten Stücken beginnt mit einer "Suite". Gemäß deren Definition des 18. Jahrhunderts als "Ouvertüre", doch auch in der späteren Bedeutung als Verbindung kleinerer Stücke durch ein programmatisches Thema. Dem entspricht der Titel "Magnet & iron the souls", der im übertragenen Sinne wie auch durch sein ins Ohr gehendes Leitmotiv anzieht. Es folgt melodiöses, Lyrisch-Melancholisches, oder sehr Romantisches wie die Klavierminiatur "Offen", aber das klingt nicht weichgespült, sondern differenziert und komplex. Da gibt es sehr leise Töne, rhythmische Brüche, rasante Steigerungen und wie im Titel "Suspicion" Dissonanzen, denn Ben Heit hat - Hommage an Ingmar Bergmanns Filmarbeit - die menschliche Beziehung mit ihrem Spannungsfeld zwischen Anziehung und Abstoßung, Nähe und Entfernung in den Mittelpunkt seiner Musik gestellt. Dabei sind unter anderem Einflüsse von Bill Evans erkennbar, was Emotionalität steigernde (auch schon in der Spätromantik genutzte) Bitonalität, Polychords oder Blockakkorde angeht. Evans setzt Heit mit einem eigenen Arrangement des Klassikers "Very Early" ebenso ein Denkmal wie Miles Davis ("Nardis") und Duke Ellington ("Come Sunday"). Insgesamt wirkt die CD (Spieldauer etwa eine Stunde) thematisch wie musikalisch sehr homogen und formal schlüssig, durch den hohen kompositorischen Anteil jedes Stücks und Improvisationen in festem harmonischem Zusammenhang. Empfehlung: In Ruhe, vielleicht bei einem Gläschen Wein genießen. Am 24. Juli stellt das Ben Heit Quartet bei Jazz im Brunnenhof die Titel der im Label Acousence erschienenen CD "Magnetism" vor. Infos unter www.ben-heit.de

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