Musikalische Unikate

Trier. Innovativ, experimentell und einzigartig. So kann man am besten den gelungenen Abend der Gruppe "Aufgang" im Innenhof der Telekom am Kornmarkt beschreiben.

Alles hatte so schön angefangen. Blauer Himmel, hochsommerliche Temperaturen, ein angenehmes Ambiente im Innenhof der Deutschen Telekom. Es schien alles perfekt zu werden bei dem Konzert der Gruppe "Aufgang", veranstaltet vom EuroCore Jazz Club. Bis auf einmal dicke Tropfen zur Erde fielen und ein heftiger Sturm an den Sonnenschirmen zerrte. Aus der Traum? Vorbei mit der Begeisterung für Aufgang? Weit gefehlt. Es gab ja schließlich noch allerlei Unterstellmöglichkeiten. Einige, vorwiegend junge Leute machten aus der Not eine Tugend und setzten sich ganz einfach direkt auf die Bühne. Einen näheren Kontakt zu den Akteuren konnte man sich nicht vorstellen. Trotzdem wären Außenstehende sicherlich darüber verwundert gewesen, dass trotz der meteorologischen Unbilden kaum jemand das Konzert verließ. Das aber hatte seinen guten Grund. Schließlich standen da nicht irgendwelche Musiker auf der Bühne, sondern mit Francesco Tristano Schlimé und Rami Khalife an den Keyboards, Aymeric Westrich an den Drums und dem Multiinstrumentalisten Raimundo Penaforte war eine hochkarätige Truppe zu Gast. Alle haben sich schon ihre internationalen Meriten erworben. Ihr Konzert hatten die Musiker unter die Überschrift "Electro Jazz Project" gestellt, die denn auch Programm war. Es ging um das Ausloten elektronischer Möglichkeiten in der Musik, das Spielen mit Klang, wie er mit Synthesizer und Computer erstellt werden kann. Es war nicht das Abkupfern von Altem, das zwanghafte Einpressen von Bekanntem in neue Formen, in die es dann meist doch nicht passt. Was hier erklang, war, schon aufgrund der Tatsache, dass es reine Improvisation darstellte, einzigartig. Natürlich verwendeten die Musiker ein Gerüst. Das, mit dem sie dieses Gerüst aber ausfüllten, waren Unikate, wie sie nur an diesem Abend erklangen und so nicht reproduzierbar sind. Jedes Mitglied des Quartetts steuerte seinen Anteil zu den Kunstwerken bei, nahm die Vorlagen seiner Partner auf, veränderte, ergänzte, schuf Neues. Dabei ließen sie sich von der Musik wegtragen und, das gelingt längst nicht allen Musikern, sie nahmen ihr Publikum mit. Trotz des grimmigen Petrus gab es Begeisterung auf und vor der Bühne. Ein Abend, wie man ihn, wegen der Qualität nur selten, wegen der Improvisation nie wieder erleben wird.

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