Musikalischer Funkenflug

Nach Jahrzehnten beispielloser Erfolgsgeschichte, die ihn auf Tourneen durch die ganze Welt führte, gastierte James Last, Urgestein der Unterhaltungsmusik, nun auch in Trier. Mit Orchester und Chor bot er rund 3000 Besuchern in der Arena drei abwechslungsreiche Stunden voller mitreißender Rhythmen und Melodien. Der TV präsentierte das Konzert.

 Die typische Handbewegung: James Last schnippt den Takt. TV-Foto: Hans Krämer

Die typische Handbewegung: James Last schnippt den Takt. TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Von jemandem, der in rund 40 Jahren über 100 Millionen Tonträger verkauft hat und für seine Leistungen als Komponist, Arrangeur und Bühnenkünstler mit Auszeichnungen geradezu überhäuft wurde, kann man nichts anderes erwarten als eine durch und durch professionelle Show. Und dieser Erwartung von 3000 Zuschauern wird James Last in der Arena Trier von der ersten Sekunde an gerecht. Trompetensoli, buchstäblich stereo von beiden Seiten der noch hinter halbtransparenten Vorhängen versteckten Bühne, wecken Spannung. Die wird von kräftigen Beats gesteigert, bis am bombastischen Höhepunkt effektvoll der Vorhang fällt. Blick frei auf ein dreißigköpfiges Orchester, das allein 16 Streicher aufbietet. Mit einem temperamentvollen Melodie- und Rhythmusfeuerwerk, das nur noch von der Pyrotechnik am Bühnenrand übertroffen wird, bereitet es seinem Chef einen grandiosen Empfang. Trotz seiner 78 Jahre erobert James Last die Bühne mit jugendlicher Nonchalance, ein Eindruck den sein frisch blau-weißer Anzug mit Blumenmuster unterstützt. Dass er auf der Höhe der Zeit ist, beweist er aber vor allem musikalisch. Nachdem er das Publikum aufgerufen hat: "Vergessen Sie den Alltag!" lässt er fast nonstop überwiegend Instrumental-Hits auf sein Publikum niederprasseln, die sich durch modernste Arrangements auszeichnen und so perfekt gespielt sind, dass sich ein Besucher fragt: "Ist das wirklich live?" Songs von Juanes, Abba, Shakira, Clapton

Ist es - da gibt es ein Abba-Medley, Songs von Juanes, Shakira, Santana, Eric Clapton oder U2 mit dem satten vollen Sound pfeffriger Bläser, peitschender E-Gitarre, wummernden Basses, temperamentvoller Percussion und strukturierenden Schlagzeugklängen. Klänge, die sich an heutige, durch Pop- und Rockmedienkultur geformte Hörgewohnheiten anpassen. Damit haben jedoch einige, vor allem ältere Besucher Schwierigkeiten, die sich leisere und getragenere Titel aus der frühen Zeit von James Last gewünscht hätten. Einige sind sehr enttäuscht, manche kommen wenigstens zuweilen auf ihre Kosten, denn das Programm lebt von ständigem Wechsel. Der allerdings orientiert sich nicht an aktueller Publikumsbefindlichkeit, sondern folgt einem mit Uhrwerk-Präzision festgelegten Fahrplan. Feurige Latino-Hits, die Sommerurlaubsstimmung verbreiten, werden von fast süßlichen Soulballaden des fünfköpfigen Chors, Schlagermelodien oder gar Wiener Walzer abgelöst. Je nach Präferenz geht ein Teil des Publikums mit, tanzt vor der Bühne, schunkelt, klatscht oder bildet Polonaisen. Genauso in Bewegung sind die Musiker auf der Bühne, allesamt Profis ihrer Zunft, die mit sichtlicher Freude spielen. Die professionelle Unterhaltungsmusik von James Last und seinem Orchester kultiviert längst, womit andere Musikrichtungen noch kämpfen, die Akzeptanz anderer Stile. Weil Last mit sicherem Gespür Ohrwurm- und Evergreen-Potenzial auslotet, schafft er eine mühelose Verknüpfung unterschiedlichster Einflüsse von irischem Folk über deutschen Schlager, Pop, Swing, Rock, Soul bis zu Volksmusik. So lange das orchestral geschieht, hat er beim Konzert die Begeisterung auf seiner Seite, am Chor jedoch scheiden sich die Geister. Nicht jede der Stimmen ist solotauglich, schon gar nicht für Seal-Coverversionen oder kunstvoll geschraubten amerikanischen Soulgesang, wie er in der zweiten Konzerthälfte überstrapaziert wird. Dennoch überwiegt am Ende des dreistündigen Konzerts, das mit nur einer Zugabe schließt, Begeisterung. Stehend zollt das Publikum dem Orchester und seinem Meister Respekt, die an diesem Abend so viele Funken versprüht haben, wie das wirbelnde Feuerrad im Bühnenhintergrund.

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